Titel: Die Schanze | Autor*in: Lars Menz
| Genre: Thriller | Verlag: Ullstein | Erscheinungsdatum: 30.1.2025
| Seitenzahl: 304 Seiten | Preis: 16,99 Euro Broschur

Hohe Berge, tiefe Abgründe. Hier lauert das Böse. Es wird dich finden. Ein nächtliches Dorf, nur die beleuchtete Skischanze ragt empor. Mit einem elektrischen Viehtreiber wird ein Mann zur Schanze getrieben. Am höchsten Punkt stößt ihn sein Peiniger hinab – ein Seil um den Hals.
Als Ellen den Toten an der Schanze hängen sieht, erstarrt sie in Panik. Sie kennt das Opfer. Erst vor kurzem ist sie in den Ort ihrer Kindheit am Rande der Alpen zurückgekehrt. Ein schreckliches Verbrechen zwang Ellen vor vielen Jahren zur Flucht. Der grausame Fund reißt die alte Wunde wieder auf. Ist es Zufall, dass der Mord ausgerechnet jetzt geschieht? Wie lange dauert es, bis jemand erkennt, dass Ellen das stärkste Motiv hat?
Ein Pageturner über das Lügennetz in einer Dorfgemeinschaft, eine unfassbare Grausamkeit und Rache.

Was sagt dir dein eigener moralischer Kompass?
Der Strick lag noch in der Kiste.
Ellen ist zurückgekehrt. Zurück in ihre Heimatstadt. Zurück zu ihrer Familie. Zurück im Albtraum, vor dem sie damals davongelaufen war. Doch der Ort hatte sie nicht vergessen, und als sie zufällig von dem Toten an der Schanze erfährt, weiß sie sofort: Das hat mit ihr zu tun! Denn noch jemand scheint ihre Rückkehr sehnlichst erwartet zu haben und präsentiert ihr ein grausiges Begrüßungsgeschenk. Und es sollte nicht das Letzte sein.
Und noch während Ellen versucht, in der eingeschworenen Dorfgemeinschaft Fuß zu fassen, muss sie bald erkennen, dass mehr als einer wusste, aus ihrem Leid einen Nutzen zu ziehen. Wem kann sie noch vertrauen?
Verstörend
Die Geschehnisse rund um Ellen, ihrer Vergangenheit und den Morden wird von Kapitel zu Kapitel immer verstörender. Denn es kommt zwar der Punkt, an dem man ahnt, was Ellen passiert ist, doch wenn man die Details erfährt, alles, was noch als Rattenschwanz daran hing, ist man einfach nur fassungslos. Von der Tat, aber auch von ihrer Familie, besser gesagt ihrem Vater, der sie vollkommen im Stich gelassen hat. Und das auf eine weitaus schlimmere Art und Weise, als sie anfangs dachte. Und um es noch schlimmer zu machen, war das noch nicht das Ende. All das bewirkt nicht nur, dass Ellen mit ihrem eigenen moralischen Kompass und ihrem Schwur als Ärztin, Leben zu erhalten, zu kämpfen, sondern auch einen selbst als Leser. Denn man erwischt sich irgendwann dabei, dass man sich plötzlich gar nicht mehr so sicher ist, ob man will, dass der Täter gefasst wird, ehe die Rache vollendet ist. Denn man erntet doch, was man sät. Oder?
Grausam aber nicht blutig
Dieses Buch will nicht mit Unmengen an Blut und grausigen Details schocken. Hier werden keine Augen an die Wand genagelt oder auch das Schälmesser bleibt im Schrank. Dennoch ist es nicht weniger grausam, auch wenn diese Grausamkeit eher auf der psychologischen Ebene passiert. Denn je mehr man über Ellen erfährt, desto mehr will man sich auf ihre Seite schlagen. Kann ihr Misstrauen und ihre wachsame Art verstehen und ja, man wünscht ihr schon ihre Rache. Dazu die ganzen Geheimnisse, die tiefer reichen, als man anfangs auch nur ahnt. Denn in diesem Dort hat so mancher Dreck am Stecken. Und dieser Dreck wird durch Ellens Rückkehr wieder aufgewirbelt. Dass das nicht jedem gefällt, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Kritikpunkte wären für mich einerseits die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Ellen und dem Reporter. Irgendwie wirkte das für mich zu gewollt. Kann natürlich auch daran liegen, weil ich mit dem Kerl einfach nicht warm geworden bin. Andererseits wird der aufmerksame Krimileser bald schon den Täter hinter der ganzen Geschichte ahnen. Dem Buch kommt allerdings hier zugute, dass dieser Täter höchstens die Spitze des Eisbergs markiert.

„Die Schanze“ ist ein Thriller, der weniger den Täter als mehr die vergangene Tat, sozusagen den Grund für den Rachefeldzug, in den Vordergrund stellt. Es verlockt den Leser auf den schmalen Grat der Moral und mit jedem aufgedeckten Geheimnis zieht die Spannung an.

