Titel: Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete | Autor*in: Lukas Maisel
| Genre: Roman | Verlag: Rowohlt | Erscheinungsdatum: 18.2.2025 |
Seitenzahl: 128 Seiten | Preis: ab 23,00 Euro Hardcover

Sowjetunion, 1983. Stanislaw Petrow lebt ein beschauliches Leben mit seiner Frau Raisa und den beiden Kindern Jelena und Dimitri. Jeder Tag folgt derselben Ordnung. Arbeit, Schule, Piroschki mit Pilzen zum Abendessen. Was ihr «Stasik» den ganzen Tag bei der Arbeit genau macht, weiß seine Familie jedoch nicht. Eine streng geheime Tätigkeit in einem geheimen Städtchen. Eines Nachts übernimmt Petrow die Schichtleitung für einen erkrankten Kollegen – und wird bei seiner Rückkehr nicht mehr derselbe sein. In einer scheinbar normalen Nacht im Jahr 1983 hat Stanislaw Petrow über das Schicksal der ganzen Welt entschieden.

Du kennst das Ende des Buches bereits.
Stasik, warum schaust du immer in den Himmel?
Stanislaw Petrow als den wohl größten Helden zu bezeichnen, ist sicherlich nicht übertrieben. Denn ihm alleine verdanken wir es, dass du und ich jetzt hier sitzen können. Dass alle jetzt hier sein können! Denn nur durch sein besonnenes Handeln im Angesicht einer absoluten Ausnahmesituation, hat er einen Atomkrieg verhindert und damit im Grunde die Menschheit gerettet. Und so weiß man zwar schon, wie dieses Buch ausgehen wird, und doch fesselt es an die Seiten wie ein Thriller. Man spürt, wie einem selbst der Puls beim Lesen in die Höhe schnellt und wie klar es einem plötzlich wird, wie verdammt wichtig es ist, kluge, besonnene Menschen an den richtigen Positionen zu haben. Denn wäre an diesem Tag sein Kollege nicht krank geworden, wäre Stanislaw Petrow nicht für ihn eingesprungen, hätten wir heute nicht darüber reden können.
Politiker sagen nicht nur dumme und gefährliche Dinge. Sie tun auch dumme und gefährliche Dinge.
Ich muss gestehen, es kommt beim Lesen schon ein ziemlich seltsames Gefühl auf. Nicht nur, weil man ahnt, dass wenn jemand beschließt, auf den „roten Knopf“ zu drücken, man vermutlich kaum noch Gelegenheit hat, sich überhaupt zu fürchten. Dann gibt es einen großen Knall und das war es dann mit der Menschheit. Und dass genau dieses Wissen auf den Seiten der bekannten Atommächte dafür sorgt, dass alle die Füße still halten. Denn es gibt keinen Gewinner in diesem Krieg, sondern nur denjenigen, der ein paar Minuten länger lebt.
Und wirft man einen Blick auf die aktuelle Politik diverser Länder, fragt man sich schnell, ob man solche Leute wirklich in die Nähe des „roten Knopfs“ lassen will. Wobei das Buch nicht nur einen ungefähren Eindruck davon vermittelt, wie manche Strukturen funktionieren, sondern auch dass Dankbarkeit ein ziemlich dehnbarer Begriff ist. Besonders wenn man eigentlich gerade einen Sündenbock sucht …

Dieses Buch ist unheimlich, nah und einprägsam. Es beteuert in seiner ganzen Erzählung, wie verdammt wichtig es ist, dass Leute nachdenken und nicht stumpfsinnig Regeln befolgen oder ihrem eigenen Ego folgen. Denn das Nachdenken kann den zarten Unterschied zwischen Untergang und Leben machen. Und dass viele Menschen dieses Nachdenken verlernt haben. Dieses Abwägen von Möglichkeiten und Folgen.

