Titel: Zu wenig Zeit zum Sterben | Autor*in: Steve Cavanagh |
Genre: Thriller| Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 18.1.2023 |
Seitenzahl: 512 Seiten | Preis: 12,00 Euro Taschenbuch
Vor über einem Jahr hat der Strafverteidiger Eddie Flynn vor Gericht einen folgenschweren Fehler begangen – und sich danach geschworen, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Doch nun muss er Olek Volchek, den berüchtigten Paten der New Yorker Russenmafia, gegen eine Mordanklage verteidigen. Volchek droht, Eddies Tochter Amy umzubringen, falls er sich weigert. Und so bleiben ihm nur 48 Stunden Zeit, um das Unmögliche zu schaffen: die Geschworenen von der Unschuld seines schuldigen Mandanten zu überzeugen, das Leben seiner Tochter zu retten – und Volchek für immer aus dem Verkehr zu ziehen …
Solltest du je einen Anwalt brauchen, besorg dir einen wie Eddie Flynn!
Die Fähigkeiten und Techniken, die ich als erfolgreicher Trickbetrüger entwickelt und eingesetzt hatte – Ablenkung, Irreführung, Überredungskunst, Suggestion, Wegstecken, Tauschen, Fallenlassen –, ich hatte sie nicht nur vor vielen Jahren auf der Straße benutzt, sondern genauso in den letzten neun Jahren im Gerichtssaal. Ich hatte mich im Grunde nicht verändert. Ich hatte nur das Betätigungsfeld gewechselt.
Jedes Mal, wenn ich an dieses Buch denke, gerate ich ins Schwärmen. Es ist spannend, kaum vorauszusehen und immer wieder ein Grinsen wert, wenn Eddie seinen zynischen Gedanken nachhängt. Dabei ist der Kerl einfach eine Nummer für sich. Als ehemaliger Betrüger weiß er die Menschen zu lesen, weiß, was er sagen und tun muss, um Vertrauen aufzubauen oder zu erschüttern. Er ist klug, wahnsinnig klug und das muss er auch sein, um aus dem ganzen Schlamassel rund um die russische Mafia auch wieder herauszukommen.
Keine Zeit zum Luftholen!
Alleine mit der Hauptfigur schafft es das Buch geradezu spielend, sich eine Nische zu erringen. Nicht nur, dass wir einen Anwalt haben, nein!, wir haben einen Anwalt, der mal ein ziemlich erfolgreicher Trickbetrüger war. Das bedeutet, er weiß, wie Menschen ticken, was sie wahrnehmen und was er wie sagen muss, damit sie etwas ganz anderes verstehen. Das alleine hätte mich bei einem normalen Fall wohl schon erfolgreich ans Buch gefesselt, aber nun nehmen wir noch die russische Mafia, ein entführtes Kind und eine über Eddie schwebende Morddrohung hinzu. Ach ja, und eine Bombe, die ihm im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Rücken klebt.
Bei diesem Buch kann man sich nie sicher fühlen. Alleine das Tempo ist mörderisch. Alles passiert schlag auf schlag. Eddie hat nur wenige Stunden Zeit, um sich vielleicht dort herauszuwinden und kann dabei glücklicherweise auf Freunde zählen, für die Loyalität alles ist. Auch wenn sich diese Freunde nicht immer im grünen Bereich des Rechtssystems bewegen.
Gleichzeitig ist Eddie eine Figur, die man leicht ins Herz schließen kann. Er ist alles andere als perfekt, hat viel Mist erlebt und versucht doch, irgendwie das Richtige zu tun. Dabei werden Gründe für seine Verbrecherlaufbahn aufgebracht, die ich wirklich verstehen konnte.
So muss ein Thriller sein!
Wenn man bis zum Ende nicht sicher sein kann, wer diese ganze Geschichte wohl überleben wird, und was am Ende dabei herauskommt, dann war es ein richtig, richtig gutes Buch. Die Geschichte ist mir nahegegangen. Ich habe mit Eddie gelitten, gehofft und mich von seinen Ideen immer wieder überraschen lassen. Ich bin begeistert von dieser Figur, seiner Lebendigkeit und Individualität. Dabei setzt der Krimi nicht auf viel Blut und Tod, sondern lässt es in einem relativ kleinen Handlungsrahmen die Finger ausstrecken, seine Leser packen und einfach mit sich reißen.
Dieser Krimi bewegt sich Abseits von zig Leichen und fesselt mit seiner actionreichen Handlung, den vielen Wendungen und den großartigen Figuren doch spielend ans Buch. Schon ab der ersten Seite werden wir hineingezogen, warten im wahrsten Sinne des Wortes darauf, dass eine Bombe platzt oder sich doch alles noch zum Guten wendet. Das Tempo ist gewaltig und lässt kaum Zeit zum Atemholen. Wer also seinen Krimi nicht ganz so saftig mag, aber trotzdem nichts an Spannung einbüßen will, ist hier genau richtig.
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