Jetzt ist Sense

Titel: Jetzt ist Sense | Autor*in: Hans Rath |
Genre: Roman| Verlag: ‎ Knaur | Erscheinungsdatum: 1.2.2023 |
Seitenzahl: 368 Seiten | Preis: 14,99 Euro

Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag bekommt die Psychologin Liv Bentele Besuch von einem attraktiven Südländer in schwarzem Cape. Leider hat sich der Mann nur in der Tür geirrt. Aber dann ist plötzlich die alte Dame tot, nach der er sich erkundigt hat, und Liv stellt ihn zur Rede. In Wahrheit sei er Thanatos, der griechische Gott des sanften Todes, antwortet er freundlich, und ja, es deprimiere ihn zutiefst, wie unwürdig das Sterben heute sei. Liv sieht in ihm eher einen von Todessehnsucht geplagten Neurotiker und bietet ihm therapeutische Hilfe an. Bei ihrem lebhaften Austausch stellt sich heraus, dass Livs neuer Klient tatsächlich der Sensenmann ist – und sich nicht in der Tür geirrt hat.

Noch nie waren Gespräche über Leben und Tod so witzig!

Sie öffnete. Vor ihr stand ein Mann mit braunen Augen, dunklen Haaren, einem Dreitagebart, einem langen schwarzen Umhang und einer …. „Ist das eine Sense?“, fagte sie.

Liv hat es nicht leicht. Erst nervt sie ihr Exmann mit seinen Beziehungsproblemen, dann steht ein seltsamer Typ vor ihrer Tür und behauptet, er wäre der Gott des Todes und hätte gerne eine Therapie aufgrund seiner Aggressionsprobleme. Gut, denkt Liz, zumindest sah er gut aus. Doch was anfangs eher wie eine seltsame Persönlichkeitsstörung scheint, entwickelt bald ein Eigenleben. Denn immer, wenn etwas Merkwürdiges um Liv herum passiert, ist ihr Sensenmann nicht weit. Doch falls er wirklich der Tod höchstselbst ist, warum hat er sich ihr dann genähert?

Irgendwann gibt es kein später mehr!

Es gibt nicht viele Bücher, die Humor und Ernsthaftigkeit so dich nebeneinander stellen können, ohne dass es dumpf wirkt. Lächerlich. Doch Hans Rath schafft genau das. Er stellt uns überspitzte Figuren mit einem Leben vor, das plötzlich gründlich durcheinandergewirbelt wird. Plötzlich muss sich Liv mit der Frage der eigenen Sterblichkeit beschäftigen und ob ein später, nicht irgendwann bedauern weicht. Dabei fallen in diesem Buch Sätze, die nachklingen. So scherzt Liv darüber, dass sie sich im Jenseits endlich mal in die Sonne legen wird. Sirus Frage nach dem „Warum erst dann? Warum tust du es nicht jetzt, wenn du es willst.“ wirft sie und mich als Leser dabei gehörig aus der Bahn. Stimmt, dachte ich bei mir, warum erst dann?

Lebe ohne bedauern

Menschen denken nicht gerne darüber nach, dass sie sterben können. Das ist okay und normal. Doch viel zu oft wird das Thema fast schon wie ein Tabu behandelt. Gerade wenn ich da mal an so manches Kinderbuch denke. Hier jedoch werden diese Tabus gebrochen und durch Fragen und Gedanken ersetzt, die den Leser leicht mitnehmen. Der Humor bleibt dabei aber nie auf der Strecke und nimmt der ganzen Geschichte seinen Schwermut. Dabei wird es aber auch nie lächerlich. Ein Seiltanz, den der Autor gekonnt beherrscht.

Leben und Tod. Humor und Ernst. Dieses Buch verwebt die losen Enden all dieser Dinge zu einer Geschichte, die mir viel Spaß gemacht, mir aber auch einiges zum Nachdenken gegeben hat. Eine Mischung, die man wohl eher selten findet. Zusammen mit den witzigen, oft überspitzten Figuren, den kleinen und großen Dramen und unserem ewig grinsender Sensenmann, flogen die Seiten nur so dahin.

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