Titel: Der Pfau Reihe: Nein – Einzelband Sprache: Deutsch Autor: Isabel Bogdan Verlag: Kieppenheuer & Witsch ISBN: 978-3-4620-4800-1 Preis: 18,99 $ (D) Hardcover Seiten: 248 empfohlenes Alter: ab 16 Jahren Erschienen: 18. Februar 2016 Leseprobe
Adrew wurde blass. Dass es keinen Handyempfang gab, hatte ihm nämlich auch niemand gesagt. Und selbst Liz fand, ganz so primitiv hätte es auch nicht sein müssen.
»Einer der Pfauen war verrückt geworden.« Dummerweise geschieht das gerade, als Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung sich mitsamt einer Psychologin und einer Köchin zum Teambuilding in die ländliche Abgeschiedenheit der schottischen Highlands zurückgezogen haben. Der verrückt gewordene Pfau, das rustikale Ambiente und ein spontaner Wintereinbruch sorgen dafür, dass das Wochenende ganz anders verläuft als geplant. So viel Natur sind die Banker nicht gewohnt.
Ich finde es wirklich unheimlich schade, dass das Bild vom Cover nicht einmal wirklich an die Schönheit von diesem Cover herankommt. Denn alles, was ihr hier so schön farbig seht, ist aus Glanzpapier gefertigt. Der Rest – was ihr beige seht – ist Papier mit leichter Struktur und absolut glanzlos. Das in Kombination mit dem tollen Covermotiv hat mich gleich verzaubert. Die Farben ergänzen sich und es leuchtet einfach von sich selbst heraus. Wunderschön!
Erster Satz – Einer der Pfauen war verrückt geworden.
Was haben ein Pfau, Kratzer an einem blauen Wagen und Gänsecurry gemeinsam? Nicht viel denkst du? Sicher? Denn eine Gruppe Banker und der Lord und die Lady würden dir wohl widersprechen. Alles beginnt in einem beschaulichen Tal im Herzen Britanniens, als die Chefin der Banker in Gänsedreck tritt. Für sie ist damit fast schon alles gelaufen. Und dieser Gedanke verschärft sich noch, als ihr Hund plötzlich einen toten Pfau aus dem Wald schleppt.
Sie hätte, sagte Helen, auch wahnsinnig gern gelernt, Hunde und Katzen zuzubereiten, aber das sei ja in England leider verpönt. Aber Krokodil und Strauß essen, die hier gar nicht leben, das wolltendie Leute. So was ärgerte sie. Warum wollten die Engländer Straußenfleisch essen, aber keine Hunde?
Plötzlich steht alles Kopf. Nie und nimmer könnten sie dem Lord und der Lady von dieser Tat ihres Hundes erzählen! Der Plan ist gefasst. Der Vogel muss beseitigt werden. Doch das, wie läuft, alles andere, als man denkt und so mischt ein toter Pfau das gut organisierte Teambuildingwochenende der Bankergruppe gehörig auf. Doch nicht nur auf deren Seite liegt das schlechte Gewissen.
Der Stil ist anders, als ich und bestimmt einige andere es kennen. Schon alleine, weil er keinerlei wörtliche Rede enthält und dennoch kommuniziert wird. Klingt seltsam und ist zu Anfang wirklich seltsam. Aber eher ungewohnt seltsam, als seltsam seltsam. Versteht man das?^^ Man ließt sich jedenfalls ziemlich schnell rein und ich muss gestehen, ich fand es toll. Anders. Einfach mal erfrischend. Ein Stilbruch der besonderen Art, wenn man so will. Denn obgleich keine wirklichen Dialoge zustande kommen, haben wir eine bemerkenswerte Charakterentwicklung gepaart mit so mancher Situation, in dem sich dem Leser ein kleines gehässiges Lächeln auf die Lippen schleicht. Besonders wenn die Chefin am Start ist.
Auch der Schreibstil braucht sich nicht zu verstecken. Locker, gewürzt mit Britischem Humor weiß die Autorin zu begeistern.
Das trotz des Verzichts aus Dialog die Charaktere eine solche Tiefe bekommen, hätte ich nie gedacht. Aber die Autorin beweist mir hier das Gegenteil bewiesen. So bekommt man gut die Stimmung zwischen den Bankern mit und das im Grunde keiner sonderlich gut von den anderen denkt. Die Chefin ist da natürlich mit dabei. Sie hält ihre ganzen Kollegen nämlich für Idioten. Doch durch die ganze Geschichte mit dem Pfau beginnen sie alle mal über ihren Tellerrand hinauszuschauen und sehen, das sie im Grunde viel zu lange eine Menge verpasst haben.
Dieses Buch hat mich mit seinem Cover gelockt und mit dem Titel gefangen. Es ist so ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen und von dem ich das Bedürfnis hatte jedem zu erzählen. Durch die skurrile Situation, der man als Leser folgt und auf das Warten des großen Knalls, baut das Buch eine Menge Spannung auf. Und die einzelnen Charaktere tun ihr übriges. Hier gibt es einmal eben nicht den typischen Hauptprotagonisten. Nun, außer man zählt den Pfau dazu. Denn dieser hat, tot wie lebendig, eine enorme Präsenz zwischen den Zeilen. Dann das Ende. Ich verrate nichts und sage nur so viel, das ich nicht mehr konnte vor lachen. Schon weil ich nicht damit gerechnet hätte. Einfach genial, köstlich und ein fest für alle Sinne.
Dieses Buch ist wie ein köstliches Dessert, das man genießt und bei dem man bis zum letzten Rest nicht mehr aufhören kann. Ein Lesegenuss der ganz besonderen Art und mit einem Humor, denn man einfach mögen muss.
6 von 6 Krümeltörtchen für ein Buch das ein ganz besonderer Schatz in jedem Bücherregal sein wird.