Was die toten bewegt

Titel: Was die toten bewegt | Autor*in: T. Kingfisher
| Genre: Dark Fantasy | Verlag: Cross Cult | Erscheinungsdatum: 6.6.2024
| Seitenzahl: 192 Seiten | Preis: 0,99 Euro E-Book

Eine packende und atmosphärische Neuerzählung von Edgar Allan Poes Klassiker Der Untergang des Hauses Usher
Auf die Nachricht hin, dass Madeline Usher – eine alte Jugendfreundin – im Sterben liegt, eilt Alex Easton augenblicklich zum entlegenen Stammsitz der Ushers im ländlichen Ruravien, um ihr beizustehen. Was Alex dort vorfindet, ist ein albtraumhafter, düsterer See, umgeben von wild wuchernden Pilzen und einer Fauna, die vom Teufel besessen zu sein scheint. Madeline schlafwandelt nachts und spricht mit seltsam veränderter Stimme, und ihr Bruder Roderick wird von einer mysteriösen Nervenkrankheit heimgesucht. Mithilfe einer bemerkenswerten britischen Mykologin und eines ratlosen amerikanischen Arztes muss Alex das Geheimnis des Hauses Usher lüften, ehe sie ihm alle zum Opfer fallen.

Feiner, psychologischer Horror in großartiger Sprache.

Dieses verdammte Englisch – mehr Ausdrücke im Vokabular, als sich irgendwer merken kann, und dann benutzen sie ein und denselben für zwei verschiedene Dinge.

Als Easton der Bitte einer alten Freundin folgt, glaubt er, auf alles vorbereitet zu sein. Darauf, Maddys letzte Tage mit ihr gemeinsam zu durchleben. Darauf, ihrem Bruder ein Freund zu sein. Doch was ihn zwischen den baufälligen Mauern des alten Herrenhauses erwartet, ist weit ab von normal. Und so muss Easton sich nicht nur mit fest verwurzeltem Aberglauben und der seltsam bedrückenden Umgebung herumschlagen, sondern kommt bald auch einem Grauen auf die Spur, das seine Krallen schon tief in das alte Anwesen geschlagen hat.

Gänsehaut

Schon nach wenigen Seiten war ich dem Buch verfallen. Die schöne, bildhafte Sprache, welche sich dann plötzlich auch mal mit einem eher rauen Ton von Easton abwechselt, nimmt einen gefangen und zieht einen mehr und mehr in das wachsende Grauen hinein, welches sich langsam vor einem auffächert. Der subtile, psychologische Horror wird mit jedem Kapitel dichter und hinterlässt beim Lesen ein herrliches Gruseln. Dazu immer wieder das Gefühl, dass etwas ganz und gar schiefläuft. Und auch, wenn ich ab der Hälfte eine Ahnung hatte, in welche Richtung es gehen könnte, hat es dem Lesespaß keinen Abbruch getan. Denn ich hatte wirklich nur eine Ahnung. Die Auflösung am Ende war noch viel schlimmer. Herrlich!

Gefährten an eurer Seite

Easten ist auf seinem Abenteuer auch noch alleine. Im Verlauf der kurzen Geschichte trifft er auf eine ziemlich coole ältere Dame. Miss Potter ist nicht nur eine sehr Pilzkundige Frau, sondern an der ein oder anderen Stelle sogar mutiger als unsere Herren der Schöpfung. Und dabei verliert sie als gestandene ältere Dame auch die ihren Schneid. Ich liebe ihre Figur einfach.
Der zweite ist der amerikanische Arzt, der selbst sagt, dass er seine Zulassung eher aus der Not heraus bekommen hat. Denn seine große Stärke liegt in der Amputation von Gliedmaßen. Nun, nicht gerade die Art Hausarzt, die man sich wünscht. Aber ich fand auch so großartig. Liebte es, wenn er plötzlich kleine Anekdoten aus der Medizin zum Besten gab, oder Easten einfach ernst nahm. Selbst wenn seine Äußerungen anfingen, verrückt zu klingen. Dieses Trio wächst einem einfach schnell ans Herz.
Ebenso übrigens wie Hopp. Hopp ist Eastens Pferd, und ich musste immer wieder schmunzeln, wenn er so manch recht menschliche Regung in Hopps Reaktionen und Blicke hineininterpretierte.

Humor

Nein ihr habt euch nicht verlesen und ich bin auch nicht wahnsinnig. Zumindest nicht mehr als üblich. Denn zwischen herrlichen Gruseln, toller Sprache und wunderbaren Beschreibungen verbirgt sich ein herrlich gewählter Witz. Sei es, wenn Easten darüber nachsinnt, dass er immer wieder denkt, Amerikaner wären gar nicht so schlimm, bis er eben einen trifft, oder auch seine kleinen und großen Anekdoten über die Galizienischen Gepflogenheiten für amüsiertes Grinsen sorgen. Manchmal auch einfach Sprüche, die in wohl gewählter Höflichkeit eine Beleidigung verbergen. Herrlich! Vielleicht liegt der Trick ja darin. Denn durch die plötzlichen Stimmungeswechsel wirkt alles nach dem Grinsen natürlich doppelt bedrohlich.

Dieses Buch macht einfach nur so unglaublich viel Spaß! Es ist leicht, sich zwischen der steigenden Bedrohung zu verlieren, seine eigenen Vermutungen anzustellen und trotz Ahnung überrascht zu werden. Außerdem lockt es mich total, die Kurzgeschichte von Edgar Allan Po „Der Untergang des Hauses Usher“ zu lesen, welche für die Autorin als Inspiration herhielt.
Und wenn man es beendet hat und abends das Licht ausmacht, kann man sich ein leises Unbehagen nicht ganz verkneifen.

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Aleshanee
3 Monate zuvor

Schönen guten Morgen!

Von dem Original hatte ich natürlich gehört und ich hab letztens sogar das Hörspiel dazu angehört – ich weiß also, worum es geht. Diese „Neufassung“ scheint ja mega gut gelungen zu sein! Die Atmosphäre, der Stil, die Charaktere – und dazu der Humor, das ist wohl die perfekte Mischung geworden und ich werde das Buch jetzt wohl auch auf meine Wunschliste packen. Bisher war ich mir noch nicht wirklich sicher und ich glaube, ich hab auch noch keine Rezension dazu gesehen…
Deshalb: vielen Dank für deine Meinung, mit der du mich direkt überzeugt hast 😀

Liebste Grüße, Aleshanee

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