Classic Book Time #7 – Der gute Handel

Titel: Der gute Handel | Autor*in: Gebrüder Grimm

Ein Bauer, der hatte seine Kuh auf den Markt getrieben und für sieben Taler verkauft.

„Der gute Handel“ ist wieder einmal ein eher unbekanntes Märchen. Und zwar eines, das weder in den gänigen Kindermärchen noch als Film seinen Weg zu uns gefunden hat. Und das hat auch seinen guten Grund . . .

Es geht um einen Bauern, der eine Kuh verkauft und sich mit seinen sieben frisch gewonnenen Talern auf den Weg nach Hause macht. Dabei kommt er an einem Teich vorbei und die Frösche rufen immer wieder „Ak Ak Ak“, worauf der Bauer sehr wütend wird, immerhin hat er nur sieben Taler, keine acht. Und weil die Frösche sich einfach nicht eines Besseren belehren lassen wollen, wirft er ihnen das Geld zum Nachzählen in den Teich. Was natürlich eine tolle Idee ist. Ich mach das auch immer so. Aber die listigen Biester geben ihm das Geld weder zurück, noch zählen sie es ordnungsgemäß. Ja, woran das wohl liegt?
Ich würde ja jetzt gerne behaupten, dass wohl kaum ein Mensch so engstirnig sein kann, einen Streit mit Fröschen vom Zaun zu brechen, aber dazu gibt es aktuell viel zu viele Verrückte auf der Welt.
Beim nächsten Versuch ist unser Bauer klüger. Er schlachtet die neu erworbene Kuh und will das Fleisch und das Fell verkaufen. Auf dem Weg in die Stadt trifft er allerdings auf ein Rudel Hunde und sie kläffen immer wieder „Was. Was. Was“, was für unseren Bauern natürlich das untrügliche Zeichen ist, dass sie im Auftrag des Fleischers hier sind, um das Fleisch entgegenzunehmen. Er vereinbart mit ihnen eine Zahlung binnen drei Tagen und geht heim. Jetzt ratet mal, was nicht passiert?
Erbost will er sich beim König beschweren, erreicht mit seiner Geschichte aber nur, dass die dabeisitzende Prinzessin schallend anfängt zu lachen. Absolut verständliche Reaktion! Die Prinzessin beweist Verstand! Ist mir gleich sympathisch, auch wenn sie keine weitere Beachtung bekommt.
Daraufhin ist der König so erfreut, denn seine Tochter hat seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht, dass er sie unserem Bauern zur Frau gibt.
Ja klar. Stellt euch das mal vor. Da hat eure Tochter immer so ein Regenwettergesicht, nichts kann sie aufheitern, und dann lacht sie mal. Und als Strafe … ich meine natürlich als Belohnung … dafür verschenkt ihr Vater sie an einen wirklich dummen Bauern. Und da dachte man ganz kurz, er liebt sein Kind. Mal ganz abgesehen davon, dass man solch einem Deppen doch bitte kein Land anvertrauen sollte.
Glück im Unglück für unsere Prinzessin, erteilt unser Bauer ihr aber einen Korb. Immerhin hätte er schon eine Frau zuhause und die ist ihm oft schon zu viel. Ja, und das liegt sicherlich nicht an diesem Taugenichts von Mann, aber sind wir mal nicht wertend. hust Idiot Hust
Der König ist von dieser Nachricht natürlich wenig begeistert, will ihn aber am nächsten Tag 500 auszählen. Fröhlich geht er und läuft dabei erst einem Soldaten, dann einem Juden über den Weg, denen er jeweils 200 und 300 abgibt. Gut für ihn, denn als er am nächsten Tag beim König erscheint, erwarten ihn keine 500 Taler, sondern Hiebe. Zum Glück hat er diese aber bereits abgegeben und so traf es den Soldaten und den Juden.
Bestimmt ahnt ihr bereits, warum das Märchen in unserer heutigen Zeit eher unter den Tisch fällt. Diese unglaublich klischeehafte Darstellung eines Juden passt einfach nicht mehr in unsere heutige Zeit. Zum Glück! Aber man sollte auch nicht vergessen, dass Märchen oder Bücher immer im Kontext ihrer eigenen Zeit betrachtet werden müssen. Sonst wird wieder über Pippi Langstrumpf, Jim Knopf und Winnetou die Nase gerümpft.
Der König beschließt, gnädig zu unserem Bauern zu sein, und schickt ihn in seine Schatzkammer – wirklich sehr vertrauensselig, der gute König – damit sich unser Bauer das mitnehmen kann, was er möchte. Doch wirklich Happy ist er darüber nicht. Denn jetzt muss er erst mal zählen, was er da so eingesteckt hat und Beschwert sich auch noch, dass der König ihn ja vielleicht betrogen hatte. Immerhin wusste er ja nicht, ob das, was er so eingesteckt hat sich lohnt. Himmel! Was kann da so schwer abzuschätzen sein? Vermutlich hat der Kerl mehr Geld in der Tasche als jemals zuvor. Bei dem ist das Glas wohl auch immer halbleer.
Das hört allerdings der Jude und petzt erstmal beim König. Dieser ist, mal wieder, sauer auf unseren Bauern und schickt, mal wieder, nach ihm. Doch nun, mit Geld in der Tasche, will der Bauer in seinen alten Sachen nicht zum König. Der Jude, der es gar nicht abwarten kann, dass der Bauer bestraft wird, leiht ihm seine schöneren Kleider. Zusammen treten sie vor den König und dieser will wissen, ob die bösen Reden wahr sind. Darauf der Bauer :

„Ach“, sprach der Bauer, “ was ein Jude sagt ist immer gelogen, dem geht kein wahres Wort aus dem Munde; der Kerl da ist im Stand und behauptet ich hätte seinen Rock an.“

Nicht nur, dass er den König erstmal dreist anlügt, die Kleidung unterschlägt und auch noch dafür sorgt, dass der Jude erneut Prügel bezieht, er fühlt sich auch noch im Recht. Gut, das Petzen aus gekränktem Stolz war auch nicht fein, aber es fällt doch schwer, hier in der Geschichte überhaupt einen Guten zu finden. Denn da sich unser Bauer am Ende der Geschichte ziemlich über seinen Erfolg freut, bleibt da der vage Beigeschmack, ob er vielleicht am Ende nur so komplett dumm getan hat.

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