Titel: Mickey 7 – Der letzte Klon | Autor*in: Edward Ashton
| Genre: Fantasy | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 10.8.2022
| Seitenzahl: 368 Seiten | Preis: 16,00 Euro Broschur

Mickey hat einen einfachen Job. Er hilft einer Expeditionscrew, den Eisplaneten Niflheim zu kolonisieren, und dabei übernimmt er alle gefährlichen Aufgaben. Wenn er draufgeht, ist das kein Problem, denn dann wird einfach der nächste Klon von Mickey generiert und macht da weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Aber irgendwann fasst Mickey Nr. 7 einen unerhörten Entschluss: Er will nicht sterben. Aber wie überlebt man als Wegwerfklon auf einer tödlichen Mission?

Wie öft könntest du sterben, ohne anzufangen darüber nachzudenken?
Das wird der dämlichste Tod, den ich je hatte.
Mickeys Jobbeschreibung ist recht einfach. Als sogenannter Expendable ist es seine Aufgabe, zu sterben. Sei es zur Überprüfung diverser Raubfauna, zum Untersuchen strahlenverseuchter Gebiete oder das Reparieren von Gerätschaften unter absolut tödlichen Bedingungen oder zum Test diverser Impfstoffe. Das Gute daran: Lange bleibt er nicht tot. Denn kaum hat seine vorherige Version das Zeitliche gesegnet, kann er vom System neu ausgedruckt und mit den zuletzt hochgeladenen Erinnerungen versorgt werden. Sterben tat Mickey trotzdem nicht gerne und das wird ihm plötzlich zum Verhängnis. Denn als er bei einem Einsatz in eine tiefe Eisspalte stürzt und von dort aus unerwarteterweise doch den Weg zurückfindet, hatte sein bester Freund längst sein Ableben gemeldet. Plötzlich liegt der nächste Mickey – Mickey 8 – in seinem Bett und sein bester Freund erfindet diverse Lügen über sein Ableben. Jetzt steht unser Held nicht nur vor dem Problem, dass es ihn 2x gibt, sondern auch vor den Konsequenzen, die das mit sich bringt, sollte jemand davon erfahren …
Creeper
Eine besondere Komponente auf dem Planeten, der alles andere als so mega lebensfreundlich war, als man ihnen bei ihrer Abreise versprochen hatte, waren die Creeper. Riesige Insekten, mit fiesen Beißzangen, zu vielen Beinen und minimal größer, als man es sich vielleicht gewünscht hätte. Oh, und sie konnten mit besagten Beißzangen spielend einfach Metall durchbeißen. Keine Spezies, mit der man einen Krieg führen will. Leider etwas, das sich die Menschen mal wieder verscherzt haben … Natürlich …
Keine Action
Wer nun aber denkt, hier Unmengen an Action erwarten zu können, um besagte Tode gut zu inszenieren, der wird enttäuscht sein. Zwar bekommen wir den ein oder anderen Tod beschrieben, aber in wenig actiongeladenen Details, sondern zumeist recht nüchtern. Denn Mickey mag zwar kein Technik-Genie oder dergleichen sein, aber er ist alles andere als dumm. Als Geschichtsfan kennt er Unmengen an historischen Berichten, die durchaus beängstigende Parallelen aufzuweisen scheinen. Nur leider betrachten so gut wie alle dieses Wissen als nutzlos, und so bleiben alleine dem Leser Mickeys Anekdoten über diverse gescheiterte Kolonien im Hinterkopf, während man ihn durch sein Abenteuer begleitet.
Der Film …
… ist ein schlechter Scherz. Anders kann man diesen Unfall einfach nicht bezeichnen. Nicht nur schafft er es nicht einmal, sich an die banalsten Randdetails zu halten, wie zum Beispiel den Grund, warum Mickey auf dieser Kolonarisierung gelandet ist, noch scheint er in der Lage zu sein, die Figuren wiederzugeben. So wird aus dem strengen Marschall ein windiger Politiker, der kaum mehr als schöne Reden schwingen kann und mit dem Ziel diese Expedition auf die Beine gestellt hat, um eine „reine Menschenrasse“ zu erschaffen. Ja, falls ihr das Kotzen bekommt, ich bin dabei. Auch hatte er im Buch keine Soßenbessessene Frau, die einem Baby-Creeper den Schwanz abgeschnitten hat, um ihn zu mixen, und die sonst dem wohl schlimmsten Klischee von Blond-und-Blöd entsprach, das man sich vorstellen kann. Auch der Grund der Handlung ging komplett verloren, das Ende musste dementsprechend komplett geändert werden und überhaupt kann man bei derart viel „kreativer Freiheit“ nur den Kopf schütteln. Es passte nichts mehr zusammen, und warum der Film am Ende Micky 17 und nicht Micky 7 genannt wurde, ist noch einmal so eine andere Sache. Auch die ganze Geschichte um die Creeper wurde komplett verändert und zu etwas verzehrt, das einfach nichts mehr mit der ursprünglichen Geschichte gemein hatte.
Das Schlimmste an dem Film ist außerdem die Darstellung von Mickey. Im Buch war er vielleicht manchmal etwas zu vorlaut, auf seine Art loyal und ziemlich klug. Und was machen sie aus ihm im Film? Einen absoluten Volltrottel, der einfach nur ein kompletter Loser ist. Auch sein bester Freund – gut, auch im Buch vielleicht nicht die Lieblingsperson schlechthin – wurde im Film komplett verkackt. Ich zumindest kann mich an keine Szene im Buch erinnern, in der er seinen besten Freund plötzlich mit einer verdammten Kettensäge zerteilen wollte! Ich meine, warum tut man das? Liest man sich nur eine Fanfiction durch und guckt mal, was Wikipedia so bringt? Oder glaubt man wirklich, dass diese Änderungen – oder einfach mal das Erfinden einer gänzlich neuen Handlung inklusive Personen – die Geschichte besser machen?
Und ja, ich kann mich vielleicht minimal über sowas aufregen! 😒 Lang und ausdauernd!

Mickey 7 mag zwar eher zu der ruhigen Sci‑fi gehören, besitzt aber dennoch einen ganz eigenen Charme. Wir tauchen tief ein in die engmaschige Gemeinschaft einer Kolonarisierung, die nicht so verläuft, wie es sich die Menschen erhofft hatten. Anstatt eines grünen, fruchtbaren Planeten erwartete sie eine Eiswüste voller unbekannter Gefahren. Mickey hier auf dem zwischenmenschlichen und auch ethischen Weg zu begleiten, macht viel Spaß.

