Washington Black

Titel:Washington Black Reihe: Nein – Einzelband Sprache: Deutsch Autor:Esi Edugyan Verlag: Eichborn-Verlag Genre:Abenteuerroman / Historisch ISBN: 978-3-84790-665-0 Preis: 24,00 $ (D) Hardcover Seiten: 512 empfohlenes Alter: ab 16 Jahren Erschienen: 30. August 2019 Leseprobe  

Während meiner gesamten Kindheit hatte ich niemanden außer Big Kit, wie man sie auf denn Feldern nannte. Ich liebte und fürchtete sie zugleich.

Die Flucht ist nur der Anfang
Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler – und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird.

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 Ist dieses Cover nicht unglaublich schön? Als ich es das erste Mal sah, musste ich an Jules Verne denken. An seine „Wundermaschinen“ die er sich vor so langer Zeit ersann, ohne zu erahnen, das sie eines Tages alles übertreffen würden. Auch der Klappentext lass sich so. Eine Mischung aus Abenteuer, Gesellschaftskritik und der Duft von etwas neuem.  Auch das englische Cover gefällt mir sehr gut. Wenn ich die Wahl hätte, könnte ich mich gar nicht zwischen den beiden entscheiden. ♥

Erster Satz – Ich war vielleicht zehn, elf Jahre alt – genau kann ich das nicht sagen -, als mein erster Master starb.

Washington Black, kurz Wash, kennt die Grausamkeit der Menschen. Als Sklavenjunge auf einer Zuckerrohplantage hat er mit wenig Freundlichkeit zu rechnen. Der Horror ist sein Alltag und jeden Tag den er überlebt, ist ein guter. Als er allerdings einen neuen Meister bekommt, wird es sogar noch schlimmer. Bis er dem Bruder des Meister, Christopher, ins Auge fällt und zu seinem Leibdiener ernannt wird. Anfangs skeptisch fast Wash bald vertrauen zu dem freundlichen Mann und lässt sich von ihm für die Wissenschaft begeistern. Doch als ein weiterer Gast auf die Plantage kommt, spitzt sich alles plötzlich zu. Für Wash und Christopher geht es plötzlich um leben und Tod. In dieser wie in jener Weise.
Sie wagen die Flucht und ahnen noch nicht auf welches Abenteuer sie das bringt.

Mit unaufgeregtem Stil und doch einer Sprachgewalt erzählt der Autor eine Geschichte, wie sie vielleicht wirklich irgendwo hätte passieren können. Die Geschichte eines kleinen Jungen, der zum ersten Mal Freundlichkeit erlebt und sich über den Hass, der ihm entgegengebracht wird, erhebt. Dabei malt der Autor Bilder von Wundern wie Meerestiere oder einfachen Beobachtungen für die wir in unserer Zeit viel zu oft blind sind.
Gleichzeitig erzählt er die Geschichte der Sklaven. Von der Hölle in der sie lebten, bis hin zu ihrer Befreiung, die sie doch nicht in die Gesellschaft einzufügen vermag. Denn viel zu viele Menschen sind einfach schrecklich beständig in ihrem Hass.

Ich habe mit Wash mitgelitten, mitgehofft und war begeistert dabei seinen Weg zu verfolgen. Er besitzt trotz des ganzen Mists, den er erlebt hat, eine unglaubliche Sanftheit und als das Buch zu Ende war, bleibt ein Teil seines Lebens zwar noch im Dunkeln, aber ich hatte das Gefühl, das ich ihn nun alleine lassen kann.
Er würde auch den Rest mit Bravour meistern. 

Wash zu begleiten ist ein auf und ab der Gefühle. Ich schwankte zwischen Mitgefühl, Misstrauen, staunen und mehr hin und her. Mitgefühl für Wash. Misstrauen den Menschen seiner Umgebung gegenüber. Und das war total spannend. Man rutscht einfach so in Washs Welt und lernt die Leute genauer zu betrachten. Und man lernt ganz neu zu vertrauen.
Wir begleiten den Sklavenjungen auf einem Weg in eine ganz neue Freiheit, in welcher er sich auch erstmal zurechtfinden muss. Und dabei entwickelt er eine unglaubliche innere stärke. Denn um als Schwarzer in einem Land voll Weißer anerkannt zu werden, muss er oftmals viel härter kämpfen als alles andere.
Cristopher gegenüber hatte ich dabei das gleiche Misstrauen wie auch Wash. Konnte man ihm wirklich vertrauen? Spielte er nicht falsch? Warum war er so nett? Viele dieser Fragen bauten sich auf und wurden im tollen Aufbau dieser Figur beantwortet. Und dann hatte ich ihn wirklich gern.

Auch andere Figuren streifen Washs Leben. Schiffskapitäne, andere Wissenschaftler, verschrobene Adlige. Jeder hat seine Meinung zu Sklaven und viele davon sind nicht positiv, auch wenn manche es schaffen sie zumindest in schneidend-schöne Worte zu hüllen.

Ich habe dieses Buch geliebt. Von der großartigen Sprache, die mich immer wieder ein wenig an Jules Verne erinnerte, bis hin zum Querschnitt der Gesellschaft, welche sich von damals bis heute doch nur wenig verändert hatten. Noch heute frönt sie einen dummen Hass, eine absolut ungerechtfertigte Abneigung Menschen gegneüber, die anders aussehen oder auch nur anders denken.
Dabei schwingt der Autor jedoch nie die Moralkeule. Er verurteilt keinen seiner Figuren, sondern überlässt das ganz dem Leser.

Das Ende hat mir dabei sehr gut gefallen. Ich habe von einigen gehört/gelesen das ihnen das Ende zu abrupt und zu offen passierte. Aber ich konnte das Buch mit einem Gefühl schließen, das es rund war, da es nochmal einen Bogen zum Anfang fand. Es musste gar nicht mit dem ultimativen Ende abschließen. Wash wird uns das letzte Stück seines Weges nicht mehr brauchen. Er kennt ihn jetzt und wir mit fester Entschlossenheit den Weg bis zum Ende gehen.

 Dieses Buch breitet eine Geschichte vor uns aus, die von Leid und Träumen erzählt. Sprachgewaltig und emotional breitet der Autor ein dunkles Kapitel der Geschichte vor uns aus und zwingt dabei jeden dazu, sich für eine Seite zu entscheiden.

6 von 6 Krümeltörtchen für ein echtes WOW! Buch.

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