Stadt ohne Nacht

Titel: Stadt ohne Nacht | Autor*in: Silke Katharina Weiler | Genre: Fantasy |
Verlag: Books on Demand | Erscheinungsdatum: 14.4.2021 | Seitenzahl: 352 Seiten |
Preis: 11,99 Euro (Taschenbuch) 2,99 Euro (eBook)

»Solltest du je versuchen, nach Hause zurückzukehren, wird es dein Tod sein … Wie eine giftige Schlange kroch der Satz durch meinen Kopf.«

Ala hat seit fast fünfzehn Jahren keinen Fuß mehr in ihre Heimatstadt Realtaris gesetzt und das aus gutem Grund – bis sie an den abgehalfterten Dexter gerät, der sie genau dorthin verschleppt. Mit ihrer Hilfe hofft er, die Frau, die er liebt, zu retten. Nach anfänglichem Widerstand sichert Ala ihm ihre Unterstützung zu. Dadurch erregt sie die Aufmerksamkeit des fanatischen Ordens, der in der „Stadt ohne Nacht“ die Fäden zieht. Denn Ala ist kein gewöhnlicher Mensch und schon bald in großer Gefahr.

Tempo, Spannung und Figuren mal nicht frisch vom Reißbrett.

„Ellin schob mich von sich weg. „Du hast … was?“
„Die Nase gebrochen“, wiederholte ich folgsam. „Und Stennis Messer steckt in seinem Hintern.“

Wenn ich sagen müsste, wen ich lieber mag, Dexter oder Ala müsste ich wirklich grübeln. Sie beide sind toll und eben mal alles andere als Perfekt. Ala hat viel Mist erlebt, trauert um einen geliebten Menschen und neigt doch manchmal zu leicht naiven Ansätzen. Wo mich das jedoch oftmals an Figuren echt nervt, war es hier nur ein leichtes Stupsen am Rande meines Geistes. Denn betrachtet man ihren „Helferkomplex“, welcher sie ziemlich in Schwierigkeiten bringt, im Zusammenhang mit ihren Kräften, kann man es ihr leicht nachsehen.
Auch Dexter ist alles andere als perfekt. Er hat eine ziemlich dunkle Vergangenheit und erst durch einen großen Verlust kam er auf die Idee, all das zu hinterfragen. Bis dahin war der Schaden natürlich angerichtet und Dexter musste damit leben. Seine Motive mögen nicht immer die besten sein und ja, für sein Ziel ist er sogar bereit, Ala zu verschleppen, aber eigentlich ist er ein echt netter Kerl. Nur seine ständigen Aktionen, die ihm ohne Alas Hilfe fast das Leben kosten, sollte er mal überdenken. Ziemlich ungesund auf Dauer.

Gott sei dank keine Liebesgeschichte.

Oder zumindest nicht zwischen Dexter und Ala. Tatsächlich war das ab ca. der Mitte eine meiner größten Sorgen. Ich mochte die Dynamik zwischen den beiden Figuren einfach und alleine Dexters Motivation hätte eine amouröse Richtung einfach total untergraben. Doch zu meinem Glück umschiffte die Autorin diese gefährliche Klippe, würgte an dieser Stelle eben keine Liebesgeschichte hinein. Hurra!

Die Handlung greift schön nacheinander und hält so manche Wow!-Momente bereit. Denn Figuren sind oft nicht so schlimm oder aber viel schlimmer als man glaubt. Dieses stetige Gefühl des Misstrauens macht einen Großteil der Stimmung aus. Auch in Sachen Tempo ließ sich die Autorin nicht lumpen. Wir fallen direkt in die Handlung rein, haben kaum Zeit uns zu orientieren und erleben den Tod von Alas Bezugsperson. Leider weckte die Szene bei mir kein wirkliches Mitgefühl, da Stennis erst ab diesem Punkt überhaupt auftauchte und ich keinen Bezug zu ihm hatte. Dies veränderte sich im Verlauf des Buches, trotz diverser Gedanken Alas, für mich nicht. Er bleibt eher eine Ach-ja,-den-gabs-mal-Figuren.

Nebencharaktere = Achillesverse

Wo Ala und Dexer großartig ausgearbeitet sind, das Tempo stimmt, die Überraschungen passen und das Lesen einfach Spaß macht, da kommen die Nebenfiguren. Sie haben so gute Ansätze und gehen doch schnell unter. Ihnen fehlt die Präsenz, welche ich mir einfach gewünscht hätte. Etwas, das mich dazu bringen würde, den Tod der einen oder die Rettung der anderen zu feiern. Selbst Dexters Liebchen war mir trotz der ganzen Erzählungen zu blass. So habe ich mich eher für Dexter am Ende des Buches gefreut, als dass ich dieser Figur ehrliche Sympathie entgegengebracht habe.

Diese eher blassen Figuren machten mir gerade bei Ala im Ende des Buches zu schaffen. So findet sie jemanden, mit dem sie ihr Leben verbringen möchte, doch bei mir popte immer wieder die Wann bitte ist das bitte passiert? Frage auf. Ich habe sogar nochmal zurückgeblättert und ja klar, es gab Szenen zwischen den beiden Figuren, aber selbst mit dem Wissen des Buchendes, würde ich da solch einen Weg nicht sehen.

Trotz der Nebenfiguren, welche mir etwas schwer im Magen liegen und einigen etwas seltsamen Formulierungen hat mir dieses Buch wirklich gefallen. Die Handlung bot Überraschungen bis zur letzten Seite, das Tempo stimmte und ich fand keine einzige unnötige Länge. Die Figuren waren meistens ziemlich realistisch in ihren Handlungen und gerade, dass die Begabten mal nicht über unerschütterliche Macht verfügten, sondern auch gewissen Beeinträchtigungen unterworfen waren, fand ich großartig!

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Auch besprochen bei: Leserkanone

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Tala
2 Jahre zuvor

Hallo Ruby,
das klingt interessant, von dem Buch hab ich bisher auch noch nicht gehört – ist immer schön, wenn nicht alle nur die gleichen Bücher vorstellen 🙂
Mir ging es bei einem anderen Buch auch schonmal so, dass der Einstieg zu plötzlich war, als das ich emotional mitfiebern konnte. In dem Fall war es zwar kein Tod, aber eine Sexszene, wo ich dachte „Hä und wer seid ihr eigentlich? Warum muss ich jetzt zuschauen?“ 🙂
Freu mich, dass ich deinen Blog gefunden habe!
LG, Tala

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