Titel:Blind Walk Reihe: Nein – Einzelband Sprache: Deutsch Autor: Patricia Schröder Verlag: Coppenrath ISBN:978-3-64961-7495 Preis: 17,95 $ (D) Hardcover 12,99 ($) eBook Seiten: 447 empfohlenes Alter: ab 14 Jahren Erschienen: 1. Juni 2014
Leseprobe
Panik rast durch meinen Körper. Ich presse die Lippen fest aufeinander, damit bloß kein Wasser durch meinen Mund in meine Lungen dringen kann, und rudere wie verrückt mit beiden Armen. Ich will – ich muss! – an die Oberfläche zurück. Aber die Schlinge um meinen Fuß zerrt mit aller Macht, zieht mich tiefer und immer tiefer in die Dunkelheit des Sees hinab.
Als Lida sich zusammen mit ihrem Freund Jesper im Internet zu einem „Blind Walk“ anmeldet, ahnt sie nicht, auf welch ein lebensgefährliches Abenteuer sie sich einlässt. An einem unbekanntem Ort in der Wildnis ausgesetzt, macht plötzlich ein unsichtbarer Fremder Jagdt auf die Gruppe und scheint es dabei vor allem auf Lida abgesehen zu haben. Trotz aller Vorsicht gerät sie eines Morgens in seine Fänge und muss zu ihrem Entsetzen erkennen, was für ein grausiger Plan hinter dem ganzen Event steckt.
Nicht zu jedem Buch passt ein pragmatisches Cover. Ich denke da werden mir vielleicht einige Recht geben. Es ist abhängig von der ganzen Aufmachung, natürlich, aber auch von Titel, Schriftwahl und nicht zuletzt dem Klappentext. Es muss alles ein einheitliches Bild ergeben. Eine Atmosphäre, die einem vom ersten Betrachten einfach nicht wirklich loslassen will. Blind Walk schafft genau das. Die Wahl von lediglich zwei Farben schafft hier eine sehr schöne Coveratmosphäre. Nimmt man es dann in die Hand, merkt man das die Verästelungen und die Schrift leicht erhaben hervorstehen. Ich liebe es ja, wenn das Cover mehrere Sinne positiv anspricht. Unter dem Schutzumschlag versteckt sich dann auch noch mal ein Hingucker. Und zwar sieht man hier das Negativ des Buchcovers, ohne Titel. Total stimmungsvoll, wenn ihr mich fragt.
Erster Satz – Es ist kurz nach elf, als er die Innere betritt.
Manchmal war es wie ein schlechter Scherz, wenn Ideen, die einem noch vor noch nicht allzu langer Zeit genial und wunderbar erschienen, einem ins Gesicht treten. Das findet auf Lida schnell heraus, als sie ihren Freund Jesper dazu breitschlägt sie zum Blind Walk Event mitzunehmen. So landet sie zusammen mit fünf anderen in der Wildnis, mit nichts weiter ausgestattet als dem nötigsten. Und der Ärger lässt nicht lange auf sich warten. Kaum einen halben Tag später finden sie ihren Fahrer, in abstrakt verdrehter Pose, tot im Geäst hängen. Schnell ist klar. Das war kein Unfall!
Plötzlich durchreißt ein ohrenbetäubender Schrei die Atmospäre. Vögel flattern auf und irgendwo im Dickicht neben uns ertönt ein Knacken.
Doch wo ist sein Kollege? Tod oder längst auf der Jagd nach ihnen? Und während sie zusammen versuchen aus dieser Todesfalle herauszukommen, wächst das Misstrauen in der Gruppe. Denn nicht jeder sagt die Wahrheit . . .
Blind Walk wird aus insgesamt drei verschiedenen Sichtweisen erzählt. Wobei zuerst nur Lidas wirklich zu der Geschichte zu gehören scheint, immerhin erleben wir zusammen mit ihr den Weg der Gruppe, den Fund der Leiche und das wachsende Mistrauen. Die zweite Person, welche hier und da durch recht kurze Abschnitte führt, hat so absolut nichts mit der Gruppe zu tun. Er kennt keinen von ihnen oder hat überhaupt geplant ihnen zu begegnen. Das hat mich wirklich eine ganze Weile irritiert. Die dritte Person ist ein Arzt, der so gesehen ebenfalls nichts mit der Gruppe am Hut hat. Klingt verwirrend?
Ja, das ist es wohl auch. Zumindest war ich oft recht irritiert und dann schlichtweg gefesselt. Die Art wie die Autorin diese Dinge verband, war für mich überraschend und einzigartig.
Die Szenen waren lebendig und bildreich beschrieben, sodass man recht schnell ein Gefühl für die Charaktere und das Umfeld erhält und der Stil machte es schwer das Buch, einmal angefangen, wieder aus der Hand legen zu wollen.
Untergliedert ist das Buch übrigens in drei Teile. Immer durch so ein Stimmungvolles Deckblatt voneinander abgegrenzt. Ich finde es toll das das Cover weiterverwendet wird.
Naivchen. Mistkerl. Zicke. Nerd. Verrückte. Macher. Und zu guter Letzt derjenige, der alles mit einem kühlen Kopf zusammen hält. Kommt euch das bekannt vor? Klischees über Kliechees. Ich habe mich ja schon die Hände über den Kopf zusammenschlagen sehen, als ich beim Gruppentreffen im Buch angekommen bin. „Na toll“, dachte ich mir, und die nächsten Seiten schienen diese knurrige Einstellung auch noch extra dick unterstreichen zu wollen. Und dann kam alles anders. Ich denke es ist manchmal ziemlich erfrischend einem Autor so positiv auf den Leim zu gehen. Den der erste Eindruck ist nun wirklich nicht immer der richtige. Zumindest in diesem Buch hier. Den sie besitzen Tiefe. Eine Tiefe, die ich ihnen wirklich und ehrlich zu Beginn nie und nimmer zugetraut hätte. Dabei spart sich die Autorin großteils irgendwelche hochdramatischen Rückblicke. Genau wie im wahren Leben, müssen sie sich selber vor Lida zeigen. Nicht durch Worte, aber durch Taten. Und hierbei passiert es auch öfter, das die Autorin mich zu voreiligen Schlüssen verlockte.
Ich bin ehrlich. Schon als ich das Buch gesehen hatte, hatte ich ungeheuer hohe Erwartungen. Kennt ihr das auch? Wenn schon alleine die Stimmung des Covers, die wenigen Worte des Klappentextes, euch einfangen? Mir ging es zumindest so. Und um so glücklicher bin ich, das ich meinem Gefühl hier vertraut habe. Denn es war ein mehr als nur genialer Jugendthriller, den uns die Autorin der Elodie & Gordian – Trilogie mir hier präsentierte. Schon das langsame Zusammenlaufenlassen der Hauptstränge, das Einweben von total situationsfremden Personen oder eben gerade diese „außerkörperlichen Erfahrungen“ haben mich an jede Seite gefesselt. Hach . . . es ist gerade wirklich schwer dieses Buch zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Es ist einfach mal wirklich etwas anderes. Und dieses andere zeigt sich in so vielen Stolperfallen, in denen ich mich nur zu gerne verfangen hatte. Dann diese winzige Spur Romantik, welches gerade das Ende zu einem Auf und Ab der Gefühle hatte werden lassen. Und immer wieder fragte ich mich, wie viel war Trug und Einbildung, und wie viel wirklich dieser lauernde Schatten, der über die Gruppe zu Kreisen schien wie ein hungriger Geier.
Auch wenn ich Natascha die ganze Zeit nur zu gerne vergiftet hätte, und ich glaube das bezweckte die Autorin auch von der ersten Seite an mit ihr, hat das Buch meine Erwartungen sogar noch übertroffen.
Diese Kombination aus verschiedenen Elementen, gewürzt mit einer kleinen Spur Fantasie und einem großen Können im Weben komplexer Handlungen verdient sich 6 von 6 Krümeltörtchen und eine Empfehlung für Liebhaber guter Jugendthriller.