Die Diplomatin

Titel: Die Diplomatin | Autor*in: Lucy Fricke |
Genre: Belletristik |Verlag: ‎ Claassen| Erscheinungsdatum: 10.3.2022 |
Seitenzahl: 256 Seiten | Preis: 22,00 Euro Hardcover

Fred ist eine erfahrene und ehrgeizige deutsche Konsulin. Eine Frau, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, überall und nirgends zu Hause. Dann jedoch, in Montevideo, scheitert sie erstmals in ihrer Karriere. Sie wird versetzt ins politisch aufgeheizte Istanbul, ihrer bisher größten Herausforderung. Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee.

Was genau ist das für ein Buch?

Wir kannten keine Panik, wir waren Beamte. Die mit den freundlichen Lügen. Wir waren Menschen, die im strömenden Regen vor die Tür traten und davon schwärmten, wie gut das für die Landwirtschaft sei. Das Schöne war, dass wir darum wussten und meistens nur das glaubten, was wir nicht sagten.

Ich habe keine Antwort auf diese Frage, obwohl ich nun schon ein paar Tage darüber nachdenke. Ist es ein Porträt einer Frau in einer besonderen Position, ein Blick auf Politik und innere Machtspielchen oder einfach nur ein mit Humor gespickter Roman, denn man doch bitte nicht so ernst nehmen soll?
Meine Antwort darauf:
Es ist all das und doch viel mehr und dann wieder gar nichts von allem. Einfach weil so viel zwischen diesen wenigen Zeilen steckte, das ich immer wieder innehalten und darüber nachdenken musste

Alleine gegen den Rest der Welt.

Fred ist Diplomatin und nach 50 Jahren Dienst weiß sie, dass man viel weniger bewirken kann, als die Allgemeinheit gerne glaubt. Sei es im Fall eines plötzlich verschwundenen jungen Mädchens, oder in dem Schicksal politisch Verfolger. Doch dieses Wissen bewahrt sie im politisch aufgeheizten Istanbul nicht davor bald mit dem Rücken zur Wand zu stehen, als Mutter und Sohn, beides Sympathisanten der Kurden, im türkischen Gefängnis landen. Dazu kommt ein deutscher Journalist, der durch seine Recherche ebenfalls in den Focus der türkischen Behörden gerückt war. Leider weiß Fred nur zu gut, dass sie weit weniger Macht hat, als sich die Opfer einer politischen Hetzjagd, wünschen.

Viele, viele Hürden.

Wir haben Fred, die sich kaum Unterstützung von ihren Kollegen erhoffen konnte, wenn es irgendwo brennt. Denn kein Diplomat oder Politiker würde seine Karriere aufs Spiel setzen. Nie selbst mit unbequemen Dingen in Verbindung kommen wollen. Und während sie sich mit knapp 50 schon damit abgefunden hat, dass der Posten als Diplomat weit weniger Freiheit beinhaltet, als sie sich damals hatte träumen lassen, nimmt sie uns mit. Mit in eine ganz andere Welt voller freundlicher Lügen, kaum verarbeiteten Traumas, stolzen Rebellen und kleinen Hoffnungen. Wir sonnen uns in der Sicherheit und eines kleinen Landes und schrecken vor der türkischen Politik zurück. Wir tauchen tief in die besonderen Beziehungen zwischen dem türkischen und dem deutschen Geheimdienst ein und ja, hier wird so manch unbequeme Frage gestellt, die doch noch sehr lange in mir nachklingt.
Und zwischen all den Lügen, dem Chaos, dem unerwartetem Humor und der unterschwelligen Gewalt steht Fred und riskiert für ihre Prinzipien alles. Einfach weil sie sich nicht mehr derartig machtlos all dem gegenübersehen will. Weil sie es satthat und dafür die Angst und die Ungewissheit in Kauf nimmt.

Dieses Buch ist politisch, menschlich und einfach etwas besonders. Es hat so viele Themen und stutzt die Diplomaten und Politiker auf das zurück, was sie sind. Menschen. Menschen, die nicht perfekt sind, die viel weniger Freiheiten haben, als man denkt und die bei weiten nicht so arbeiten können, wie sie vielleicht gerne wollen. Es gibt unter ihnen Herzensgute und jene, die nur ihre eigene Karriere im Blick haben. Wie überall. Doch diese Reise mit Fred zeigt so viel mehr und wäre sie länger gewesen, ich wäre an ihrer Seite geblieben. Um noch ein wenig den Mut dieser Frau zu bewundern, die sich selbst Flügel geschaffen hat, wo die Regeln einer starren Politik sie ihr genommen hatten. Wenn auch nicht ganz legal.

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Auch besprochen bei: Aus Liebe zum Lesen

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Sabrina
1 Jahr zuvor

Vielen lieben Dank fürs Verlinken! Liebe Grüße, Sabrina

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