Drei Viertel tot

Titel: Die Kunstwirker-Chronik #1 – Drei Viertel tot | Autor*in: Max Gladstone |
Genre: Fantasy | Verlag: ‎Panini Verlag | Erscheinungsdatum: 7.12.2021 |
Seitenzahl: 416 Seiten | Preis: 17,00 Euro Broschur

Ein Gott ist gestorben, und nun muss Tara, frisch- gebackene Mitarbeiterin der Kunstwirkerfirma Kelethres, Albrecht und Ao, ihn wieder zum Leben erwecken, bevor seine Stadt untergeht. Ihr Klient ist kein geringerer als Kos persönlich, der kürzlich verstorbene Feuergott der Stadt Alt Coulumb. Ohne ihn werden die Dampfgeneratoren der Metropole ausfallen, die Züge nicht mehr fahren und die vier Millionen Bürger werden randalieren. Taras muss Kos wieder auferstehen lassen, bevor das Chaos ausbricht. Ihre einzige Hilfe ist Abelard, ein kettenrauchender Priester des toten Gottes, der allerdings derzeit eine nachvollziehbare Glaubenskrise hat. Als Tara und Abelard entdecken, dass Kos ermordet wurde, begeben sie sich auf eine brandgefährliche Suche nach der Wahrheit, die alles und jeden in tödliche Gefahr bringt.

Nun, die Idee war gut …

Im Nachinein betrachtet war das Ganze eine wirklich außerordentlich wunderbar schlechte Idee.

Ganz ehrlich? Genau das dachte ich zwischendrin auch. Denn auf der einen Seite fand ich die Kombination aus Steampunk und Hexerei großartig. Es hat Spaß gemacht und die Natürlichkeit, mit welcher Werwolf, Vampir und eine Vielzahl anderer Wesen eingeführt wurden, war klasse. Auf der anderen Seite verlor sich der Autor in ständigen Erklärungen. Ob gedacht oder gesprochen. Jedes kleine Detail musste lang und breit und langweilig vor dem Leser ausgebreitet werden. Das riss nicht nur gehörig aus dem Lesefluss, sondern killte auch jede Spannung.

Da war so viel Potenzial!

Ich liebe die Charaktere. Sie sind anders, neu, und einfach sehr sympathisch. Sei es der kettenrauchende Novize oder unsere junge Zauberin. Der Piraten-Vampir hatte mich mit dem ersten scharfzahnigen Grinsen in mein Herz geschlichen und von dem coolen Gargoyle mus ich wohl kaum reden. Sie alle waren toll gebaut und liefen doch mit Schwung gegen die Wand. Denn zwischen den erwähnten Erklärungen blieb ihnen kaum Zeit zu atmen. Sie wurden ständig aus ihrer aufkommenden Dynamik gerissen und in eine passive Rolle gedrängt, welche sie förmlich erstickte.

Mhmm . . .

Ich liebe Bücher mit komplexem Worldbuilding. Aber das muss eben nicht nur stumpfe Erklärung bedeuten. Dass können auch Erfahrungen des Protagonisten oder von jemanden in seiner näheren Umgebung sein. Hier jedoch griff der Autor jedoch nur auf Erklärungen und Gedanken zurück und das verpasste dieser tollen Geschichte eine Zähigkeit, die mich ehrlich ermüdete. Denn wenn man zwischendrin das Gefühl hat, eine Art schrägen Ratgeber zu lesen, ist das einfach zu viel. Noch dazu, wenn außer Tara und ihre Meisterin niemand von irgendetwas ne Ahnung hat. Da fragt man sich zwischendurch einfach, unter welchem Stein manche gelebt haben. Oder warum die hohen Zauberer sich überhaupt die Mühe machen, solche Dinge groß zu erklären. Viel eher hätte ich manches beim Lesen wohl eher so hingenommen und es der Eigendynamik der Welt zugeschrieben.

»Drei Viertel tot« macht eine Menge wirklich richtig gut. Wir haben einen Mord an einem Gott, Zauberer, viele verschiedene Wesen und ein wirklich cooles Steampunk-Setting. All das gewürzt mit unterschiedlichen Mächten, alten Rechnungen und tollen Charakteren. ABER! Es verrennt sich auch in seinem Worldbuilding. Ich stolperte beim lesen von einer Erklärung in die nächste und was man anfangs noch gerne mitgenommen hatte, wurde mit fortschreitender Seitenzahl einfach wahnsinnig anstrengend, zäh und trocken. Es riss aus dem Lesefluss und zerstörte für mich die Atmosphäre.

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Auch besprochen bei: Der Fantasy Webblog

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