Titel: Angst | Autor*in: Ivar Leon Menger
| Genre: Thriller | Verlag: dzv | Erscheinungsdatum: 17.8.2023 |
Seitenzahl: 448 Seiten | Preis: ab 16,00 Euro Broschur
Irgendetwas an Viktor stimmt nicht, das spürt Mia schon bei ihrem ersten Date im Edelrestaurant auf dem Dach des Kanzleramts. In den Tagen darauf geschehen merkwürdige Dinge, die sich irgendwann nicht mehr mit dem Zufall erklären lassen. Mias anfängliche Beunruhigung weicht einer lähmenden Angst. Doch dann beschließt sie, den Spieß umzudrehen. Ein tödliches Spiel beginnt …
Also … sowas habe ich wirklich lange nicht mehr gelesen.
Jede Nacht hat ihre Kinder.
Das Buch fing wirklich gut an. Man mochte Mia auf den ersten Blick einfach. Sie war normal, ehrgeizig, nicht zickig und einfach nett. Auch das erste Unbehagen kam schnell auf. Dieses dumpfe Gefühl, dass etwas mit Viktor ganz und gar nicht stimmt. Alleine das Abendessen war mir, genau wie Mia, super unangenehm. Er schien plötzlich ein ganz anderer zu sein, als jener, den man zuvor getroffen hatte. Vorher abgebrannter, nervöser Künstler, plötzlich abgebrühter Reicher, der ohne Gefühlsregung erzählt, dass seine Verlobte sich umgebracht hat, weil sie die Trennung nicht vertragen hat. Ja, also sowas erzähle ich auch immer beim ersten Date …. Man rückt also als Leser emotional dichter an Mia heran, wird misstrauisch und behält Viktor noch mehr im Blick als zuvor. Soweit so gut!
Unbehagen
Davon gab es eine Menge. Dieses Gefühl, verfolgt zu werden zog sich durch den Großteil des Buches, auch wenn man sich oftmals eher im typischen Alltagsleben wiederfindet. Damit habe ich gerechnet. Es ist eben eine Stalking-Geschichte und auch da Mia oftmals sehr realistisch handelt, sich zum Beispiel an die Polizei wendet oder einen Selbstverteidigungskurs besucht, fand ich toll. Auch das Gefühl, dass Stalking Opfer oft einfach alleine gelassen werden oder das Gefühl bekommen, sie bilden sich das alles ja nur ein. Sie übertreiben! Ja, bis dann wirklich was richtig Schlimmes passiert. Das war alles da und ich wäre mit dem Buch zufrieden gewesen, wenn es so geendet hätte. Mia als große Heldin und das Monster am Boden. Ja, ich wäre vielleicht nicht brennend vor Begeisterung für dieses Buch gewesen, aber eben nett zum Lesen. Dann kam das Ende und hat einfach alles, alles falsch gemacht!
Spoiler!!
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Das Ende ist ein Schlag ins Gesicht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn auf den letzten 40 Seiten kommt plötzlich raus, dass Viktor, welchen der Leser seit 400 Seiten gruselig findet und der auch offen in einem Gespräch mit Mia zugegeben hat, gruselig zu sein, gar nicht unser Stalker ist. Wie man ansonsten einen Kerl nennt, welcher einem 2 Wochen hinterherspioniert, seine privaten Daten aus Arbeitsunterlagen nimmt, sich für ihren toten Freund ausgibt, heimlich Bilder von einem macht und und und, ist mir dann allerdings schleierhaft. Aber gut.
Nein! Ihr richtiger Stalker wurde plötzlich als ihr Mitbewohner präsentiert. Mit dem sie schon zwei Jahre zusammenlebt, der das ganze Buch über nie gruselig war, ihr Frühstück gemacht hat, geholfen hat, einfach nett war…. Das bedeutet also, dass die Rückblicke aus der Sicht des Täters, demnach nicht nur von Viktor stammen, sondern von ihm und dem Mitbewohner. Und das war der Moment, wo ich mich wirklich verarscht gefühlt habe. Es war unglaubwürdig und man kann es beim besten Willen nicht als Twist ansehen. Nicht wenn sie dann innerhalb von 20 Seiten von ihm entführt wird, sich selbst befreit und dem Typen einen Melkeimer über den Kopf zieht. Anschließend haben wir einen Sprung von 2 Jahren und sie verfilmt ihre Lebensgeschichte und ist mit ihrer Lieblingskonditorin zusammen. Ja, also entweder gingen da die Ideen aus, oder er wollte das Buch nur sehr schnell beenden.
Das sie am Ende Viktor dann noch das beste Wünscht, hätte mich fast kotzen lassen. Plötzlich schien sie sein gruseliges Verhalten vergessen zu haben. Jetzt da der echte Stalker gefasst wurde. Ja … ist klar ….
Ich meine, wenn er das unbedingt so hätte machen wollen, hätte man da schon immer wider was im Buch streuen sollen. Und den Tätersichten eine andere Stimme geben müssen. Oder den Mitbewohner hier und da vielleicht etwas unheimlich? Es gab auf den 400 Seiten jawohl oft mehr als genug Raum, um da mal etwas einzubauen. Aber nö. Einfach nix! Oder man bleibt bei Viktor als Täter, lässt ihn dramatisch auftauchen und dann ein cooler Showdown. Fertig. Aber nein … es sollte ja „überraschend“ werden.
Nicht!
Stalking-Geschichten können wirklich gut werden. Oder sie können, wie hier, auf den letzten Metern derart gegen die Wand laufen, dass sich der Leser einfach nur verascht fühlt. Besonders, wenn das Ganze dann in einem fast lächerlichen Finale gipfelt. Mir jedenfalls ging es so. Ich fand es unglaubwürdig und so, als würde man mir plötzlich ohne jegliche Beweise einen Täter präsentieren. Von dem „Grund“ des Täters will ich dabei mal gar nicht sprechen.
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[…] anderem die Protagonistin und ihre außer Kontrolle geratenen Hormone ziemlich auf die Nerven. Bei Angst wurde eine gute Idee gehörig gegen die Wand gefahren und eine Stalking-Geschichte so unglaublich […]