Titel: Die Burg | Autor*in: Ursula Poznanski |
Genre: Thriller| Verlag: Knaur | Erscheinungsdatum: 1.2.2024 |
Seitenzahl: 400 Seiten | Preis: ab 24,00 Euro Hardcover
Es hat ihn buchstäblich Unsummen gekostet – doch Milliardär Nevio hat die halbverfallene Burg Greiffenau nicht nur einfach instandsetzen lassen: Die unterirdischen Geheimgänge, Gruften und Verliese wurden mithilfe modernster Technik zu einer einzigartigen Escape-Welt ausgebaut. Eine künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass das Spiel auf jede Besuchergruppe individuell zugeschnitten ist. Ob mittelalterliche Festung, Vampirschloss oder Fantasywelt – Burg Greiffenau kann alles sein, was sich die Spieler wünschen. Um sein grandioses Werk zu testen, lädt Nevio eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Experten ein. Niemand ahnt, dass die KI längst beschlossen hat, ihr eigenes Spiel zu spielen. Und darin ist ein Happy End nicht vorgesehen.
Ein Buch das zeigt, warum man nett zu seinem PC sein sollte.
Vielleicht hat die KI Lust bekommen, etwas auszuprobieren.
Es ging nie um Spaß. Nicht für alle zumindest. Für Maxim ging es um viel Geld und das Ende seines Traums, für den alten Professor um Authentizität und den Verkauf seines Namens. Für Yvonne um Follower für ihren Instagram-Kanal und eine Lüge … Auch die anderen hatten ihre Gründe, sich in den Mauern von Burg Greifenau einzufinden.
Um was es jedoch nie gehen sollte, war ihr Leben. Doch leider hatte die KI andere Pläne und als sich das Spielfeld um sie herum in einen Albtraum verwandelt, wird langsam klar, dass nicht nur Menschen grausam sein können.
Wie herrlich böse“
Das Buch hier war wirklich mal etwas ganz anderes. Anstatt vor einem messerschwingenden Irren, versucht man sich vor einer KI zu schützen, die tief in die privatesten Geheimnisse hineingreifen kann. Egal wie lange sie zurückliegen. Wenn etwas im Internet veröffentlicht wurde, dann weiß KIsmet davon. Denn das Internet vergisst nicht. Weder die guten, noch die schlechte Seiten. Und wenn sie einen zwingt, sich genau damit auseinanderzusetzen, wird es gefährlich. Und KIsmet hat noch so einige Ideen.
Dabei mochte ich besonders, wie die KI dargestellt wurde. Sie hat tausend Stimmen und Fassetten, es ist schwer sie wirklich zu greifen und manchmal verlockte sie mich dazu, ebenso wie Maxim, zu hoffen, dass sie doch auf der Seite der Figuren steht. Das sorgte allerdings dafür, dass so mancher Schlag sehr unerwartet kam.
Du wirst hier sterben …
Egal wie unheimlich es ist, KIsmet kann nicht töten. Zumindest nicht auf direkte Art und Weise. Doch Menschen können das sehr wohl. Und je mehr Schrecken die Gruppe durchlebt, je mehr Stress sie ausgesetzt sind, desto mehr verschwimmen die eigenen Grenzen. Wir blicken hinter so manche Masken, erkennen Geheimnisse und merken dabei, wie die eigenen ersten Eindrücke sich drastisch verschieben. Das fand ich sehr spannend und auch glaubhaft vermittelt. Wie der Stress langsam steigt und bald der Anschein von Fassung komplett verloren geht. Schade fand ich hierbei nur, dass man oftmals nur einen oder zwei Figuren verfolgte, und erst beim späteren Wiedersehen, fast am Ende, plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, was der andere Teil der Gruppe inzwischen durchlebt hat. Das sorgte leider dafür, dass mir bei manchen Figuren der echte TICK fehlte, um rund zu sein.
Ende gut, alles gut?
Nicht ganz. Versteht mich nicht falsch. Ich hatte unglaublich viel Spaß mit diesem Buch. Ich liebte den psychischen Druck, die lebendigen Charaktere und finde die Idee rund um KIsmet und sein ganz eigenes Spiel unglaublich spannend und ja, vielleicht gar nicht sooo weit entfernt. Doch der richtige BAM-Effekt hatte mit bei der Aufklärung am Ende irgendwie gefehlt. Es trafen plötzlich so einige Dinge zusammen, die für mich ziemlich aus heiterem Himmel kamen und auch leicht konstruiert wirkten. Und manche Enthüllung war nun auch nicht so wichtig. Zumindest nicht für das Ende an sich.
Ich darf an dieser Stelle leider nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern.
KIsmet hat sich schon ein wenig in mein Herz geschlichen und dabei sollte man in solch einem Buch vermutlich nicht mit der „mordenen“ KI sympathisieren. Doch ich bewunderte einfach, wie genial sie tiefste Geheimnisse und Ängste benutzte, um einen enormen psychischen Druck aufzubauen. Da man die Figuren, mehr oder weniger, lieb gewinnt, spielt der Geschichte natürlich in die Karten. Besonders, sobald man beginnt, hinter ihre Masken zu schauen. Die angespannte Stimmung, die sich anschleichende Verzweiflung und der leichte Grusel, haben mir sehr gut gefallen. Es bannt an die Seiten und tröstet mit ein wenig darüber hinweg, dass das Ende für mich nicht gänzlich meinen Erwartungen entsprach.