Titel: Die Kolonie | Autor*in: C.J. Tudor
| Genre: Fantasy / Krimi | Verlag: Goldmann | Erscheinungsdatum: 22.1.2025
| Seitenzahl: 480 Seiten | Preis: 16,00 Euro Broschur

In einer Kleinstadt in Alaska wird ein Junge tot aufgefunden. Seine Kehle ist zerfetzt, seinem Körper alles Blut entwichen. Die Brutalität des Mordes erinnert an eine Tat, die 25 Jahre zurück liegt. Detective Barbara Atkins wird zur Unterstützung von Sheriff Jensen Tucker hinzugezogen, der den ursprünglichen Fall untersucht hatte. Die Einwohner von Deadhart glauben jedoch zu wissen, wer der Schuldige ist: ein Mitglied der nahe gelegenen Vampirkolonie, die in einer alten Bergbausiedlung tief in den Bergen lebt. Barbara gerät unter Druck, die gesamte Kolonie gezielt töten zu lassen. Doch die Beweise sind nicht stichhaltig, und die Menschen lügen. Dann verschwindet ein weiterer Teenager. Barbara und Tucker bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Wahrheit herauszufinden: Jagen sie einen kaltblütigen Mörder – oder ein blutdürstiges Monster?

Keine Sekunde Ruhe!
Die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut …
Eine Kleinstadt in Alaska stellt Detective Barbara Atkins vor eine Herausforderung. Ein Junge wurde ermordet, der Täter scheint klar. Nur einer der Vampire aus der Kolonie kann diese Tat begangen haben. Immerhin sind Vampire kaum mehr als Tiere, und es gibt sogar ein Beweisvideo. Doch schon dieses wirft bei näherem Hinsehen Fragen auf, die Barbara kaum ignorieren kann. Also beginnt sie zu graben und stößt dabei nicht nur auf einen ähnlichen Mord vor 25 Jahren, sondern auch tief verwurzeltes Misstrauen, Hass und Vorurteile. Und je näher man der Gemeinde kommt, desto mehr fragt man sich, wer die wirklichen Ungeheuer sind.
Keine Fantasy!
Ja, es gibt Vampire und nein, wir haben es hier nicht mit einem Fantasykrimi zu tun. Stattdessen ist das hier etwas Neues. Spannend bis zur letzten Seite und gleichzeitig voller offener Gesellschaftskritik, die einen förmlich anspringt und mehr als einmal fassungslos zurücklässt.
Aber beginnen wir erst einmal bei den Vampiren. Die sind keine hirnlosen Horrorgestalten oder bezirzen mit sexy Wagenknochen diverse Leute. Nein, im Grunde sind sie ziemlich normal. Wie du oder ich, nur eben mit einem anderen Stoffwechsel. Und weil Menschen eben gerne hassen, was sie nicht kennen oder aber die Gründe für ihr beschissenes Leben woanders suchen, sind natürlich immer die Vampire schuld.
Habt ihr es bemerkt? Ja, man merkt schnell, dass man Vampire durch jede größere oder kleinere Personengruppe ersetzen kann. Und dieses Gefühl wird immer intensiver. Da gäbe es Stellen, in denen die Vampire als kaum mehr als Tiere bezeichnet werden. Es soll okay sein, sie umzubringen, es sind ja keine richtigen Menschen, oder sich ihre Köpfe als obskure Trophäen in die Wohnung zu hängen. Und dieser Hass zieht sich durch das ganze Buch, während man mit Barbara immer tiefer stochert und dabei auf mehr als ein grausiges Detail stößt.
Vererbter Hass
Es ist so verdammt leicht zu hassen und einfach die Schuld für seinen eigenen Unfrieden bei anderen zu suchen. Und genauso leicht ist es Jugendliche zu beeinflussen. Egal ob von den Eltern, bewusst wie unbewusst, oder auch vonseiten anderer Respektspersonen. Egal ob es nun der charismatische Lehrer ist, der in seinem „Lesekreis“ Antivampirische-Literatur mit den Jugendlichen durchgeht, oder die Erziehungsberechtigten, die kaum mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten. Diese Meinung beruht dabei allerdings weniger auf eigenen Erfahrungen, sondern wird mit „Damals …“ und „Die sind eben so …“ untermauert. Und wo uns schon die Ohren klingeln, hinterfragen Kinder und spätere Jugendliche das nicht, wenn sie es überall hören. Barbara weiß das, denn auch sie ist in solch einer Umgebung aufgewachsen. Jedoch gab es bei ihr ein entscheidendes Ereignis, das sie zum Umdenken brachte.
Passiert solch ein Umdenken aber nicht, gibt die Generation diesen Hass an die nächste weiter und dann heißt es nur SIE oder WIR. Das ist dann auch spätestens der Punkt, wo man merkt, dass da nicht unbedingt Vampire, Hellsingsymbol oder dergleichen stehen müsste …

„Die Kolonie“ ist ein Thriller, der bis zur letzten Seite nicht nur unglaublich spannend und verworren ist, sondern auch einen direkten Blick auf unsere Gesellschaft wirft. Auf die vielen dummen Gründe, irgendeine andere Personengruppe einfach mal aus Prinzip zu verachten und wie brüchig die Argumentation dahinter ist. Dabei braucht das Buch keine direkte Grausamkeit oder literweise Blut. Alles passiert dazwischen und schafft damit eine Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Also lasst euch von dem Wort Vampir im Klappentext nicht abschrecken. Ihr würdet es bereuen.


Schönen guten Morgen!
Das scheint dich ja sehr berührt zu haben und man merkt, mal wieder, dass aktuelle Themen in Büchern sehr gut umgesetzt werden können.
Vampire … viele packen sie sofort in das Fantasy Genre, für mich gehören sie an sich ins Horror Genre (auch wenn es wohl mittlerweile so viele Romantasybücher mit diesen Wesen gibt, dass man darüber diskutieren könnte *lach*) Aber für mich ist es ein Horror Thriller, weil der Aspekt der Vampire einfach nicht real ist.
Aber das ist ja auch egal. Am Ende zählt die Geschichte und die scheint hier sehr gut und packend gelungen zu sein! Das Buch hab ich schon eine Weile auf meiner Wunschliste und möchte es im Winter lesen.
Liebste Grüße, Aleshanee