Titel: Saint Academy #1 – Reckless | Autor*in: K. C. Kean
| Genre: Fantasy / Dark Academy | Verlag: Von Morgen Verlag | Erscheinungsdatum: 10.11.2024
| Seitenzahl: 370 Seiten | Preis: 16,99 Euro Broschur

Als ich in die Welt der magischen Oberschicht geworfen werde, bemerke ich schnell, dass es an der Saints Academy viel mehr Männer als Frauen gibt. Anstatt miteinander zu konkurrieren, tun sich die Männer in Gruppen zusammen, um sich eine Frau zu teilen. Offenbar hat die Elite genau das mit mir vor. Xander ist ein Wandler, Khaos ein Vampir, Zen ein Engel und Adonis … ist Adonis. Wandler, Vampir, Engel, Gott. Obwohl sie sich um mich streiten, muss ich mich nicht zwischen ihnen entscheiden. Aber ich muss in den nächsten drei Jahren an der Akademie herausfinden, was oder wer ich bin … und warum ich plötzlich Teil dieser exklusiven Welt sein soll.

Okay … das war jetzt irgendwie richtig schlecht
Die Jungs kommen zu uns nach vorn. Mr. Masturbator von heute Morgen zwinkert mir wissend zu, als er den Platz neben Harmonia einnimmt.
Schlechte Laune ist vermutlich ein eher seltsamer Grund, warum man ein Buch anfängt. Und doch ist es für dieses Buch der beste, denn es sorgte A dafür, dass ich es nicht nach 50 Seiten abgebrochen habe, und B dafür, dass ich wirklich Spaß dabei hatte. Denn dieses absolute Verbleiben jeglicher überraschender Handlung, Twists oder einfach banaler Charakterentwicklung hat mich lachend an die Seiten gebannt. Auch wenn ich glaube, das wollte das Buch vermutlich nicht erreichen.
Hallo ich bin Rhea und soooo normal und super tough …
Nein, bist du nicht, du bist einfach nur dumm und absolut hormongesteuert. Danke, dass wir darüber geredet haben. Denn Betonungen auf ihre ach so starke und abgebrühte Art reichen eben nicht, um einen Charakter wirklich darzustellen. Auch nicht die regelmäßige Erwähnung, dass sie seit 22 Jahren auf sich alleine gestellt ist. Besonders dann nicht, wenn sie sich beim ersten Blick auf ein markantes Kinn in einen Haufen bibbernder Hormone verwandelt. Wirkliche Charakterentwicklung gibt es nicht. Im Grunde gibt es kaum wirklich Handlung, außer das Hinterhersabbern vielleicht.
Auch die Jungs sind langweilig. Dabei gebe ich zu, beim ersten Auftauchen habe ich ihnen zumindest einen Hauch von Charakter zugestanden. War ein Fehler, da war nämlich nicht viel Unterschied, abgesehen vielleicht davon, wie sehr sie vor der Protagonistin mit dem Schwanz gewedelt haben. Denn die Hartgesottenen Bad Boys – die absolute Elite der Schule – waren eigentlich nur eine Gruppe sabbernder Softys, die die ganze Zeit auf der Suche nach der richtigen war. Natürlich. Ich meine, warum habe ich eigentlich mehr erwartet?
Willkommen in der Welt, sieh dich bitte nicht zu genau um …
Denn dann könnte auffallen, dass das Worldbuilding die Tiefe eines Planschbeckens hat. Es gab mal einen großen Krieg, natürlich, gegen eine böse Göttin, natürlich, und nun herrschen die Götter irgendwie über die Menschen oder auch nicht. Denn sie tun nicht wirklich etwas, und die Menschen scheinen, anstatt einfach mal ihre Energie in den Wiederaufbau zu stecken, lieber neidisch auf die Götter zu gucken und zu jammern, weil sie ja auch mal helfen könnten. Ich meine, ja, wäre schon nett von denen, aber wenn nicht, muss man eben den Hintern hochbekommen. Ansonsten bleibt alles andere im Dunkeln. Der Grund und die Beweggründe, selbst wenn sie erstmal nur der Propaganda zu schulden wären, wären ja auch nur unnötige Informationen für ein grobes Gefühl für die Welt. Auf der anderen Seite sind wir kurz darauf auch auf besagter übernatürlicher Schule, die auch nur sehr rudimentär erklärt bleibt, und die wenigen Stunden, bei denen man wirklich dabei ist, sollen nur weitere romantische oder erotische Situationen einläuten. Auch hier fehlt also enorm viel Grundsubstanz. Dazu kommen „dezente“ Andeutungen, die selbst einer narkotischen Schnecke verraten, worauf Band eins im „Finale“ hinausläuft.
Sowieso sollte man Twists und Überraschungen nicht erwarten. Es gibt sie nämlich einfach nicht. Ich glaube, die einzige Überraschung war, dass sie zuerst mit dem Werwolf im Bett … oder besser gesagt an der Wand … landete.
Der ganze Rest
Auch in Sachen Sprache fällt das Buch für mich meilenweit durch. Einfache Sprache, kurze Sätze und jegliches Ausbleiben von Gründen. Warum „wollen“ die Jungs sie plötzlich? Nun: Gründe eben. Wie gut, dass das hier ein Fantasyroman ist und man so einfach alles auf die „übernatürliche und mythische“ Anziehungskraft schieben kann. Doch auch abseits der Liebe, die eher Lust ist, denn tiefere Gefühle kann ich zwischen der Gruppe nicht finden. Weder gibt es Momente, in denen man merkt, dass sich das aufbaut, noch kennen sich die fünf gut genug, um die Lieblingsfarbe des jeweils anderen zu wissen. Auch charakterlich gibt es wenig und Rheas einzige Stärke scheint neben dem Sabbern zu sein, dass sie eine natürliche Schönheit ist. Dazwischen wird das Buch mit weiteren Klischees gepflastert. Einer Oberzicke, ein bisschen Mobbing, anderen aufdringlichen Typen, die komischerweise alle hässlich oder ekelig sind, und ein paar fragwürdigen Lehrern und Schülern, denen man scheinbar erstmal ihre eigene Welt erklären muss. Denn wenn Rhea anfangs erklärt wird, dass ein mysteriöses Portal sie automatisch in den „Turm“ bringt, zu dem ihre Kräfte passen, und sie dann im höchsten Turm landet, nur um von allen Schülern und Lehrern als „Nichts“ bezeichnet zu werden, fasst man sich schon an den Kopf. Ich meine, sollten sie ihr eigenes System nicht zumindest begriffen haben?
Dazwischen haben wir dann noch ein paar Logikfehler und am Ende die größte „Auflösung“, die mich ein bisschen hysterisch kichern ließ. Ich meine, sollte ich da jetzt echt überrascht sein?

Der erste Band der „Saints Academy“ Reihe hat mich zu hysterischen Lachanfällen und ungläubigem Kopfschütteln getrieben. Denn das Werk kann man einfach nicht ernst nehmen. Das absolute Ausbleiben jeglicher Handlung, Twists oder banaler Charakterentwicklung war schon eine Sache für sich, aber dann noch zu versuchen, aus dem Nichts eine Liebesgeschichte aufzubauen, die auf keinerlei Grundlage beruht, hat mir den Rest gegeben. Rhea ist dabei weniger die starke, mutige Figur, die sie gerne wäre, sondern ist meistens zu sehr damit beschäftigt, platte Gespräche mit den Jungs zu führen oder ihre Hormone unter Kontrolle zu halten.
Der einzige Grund, warum ich die Reihe weiterlesen würde, ist vermutlich, wenn ich einfach nochmal derart herzlich lachen will.


