Titel: Die Geschichte des Klangs
| Autor*in: Ben Shattuck| Genre: Bellestristik
| Verlag: Hanser | Erscheinungsdatum: 27.7.2025
| Seitenzahl: 104 Seiten | Preis: 20,00 Euro Hardcover

Die Geschichte einer geheimen Liebe, die einen Sommer lang währt – und die ein Leben lang als die »eigentliche Liebe« nachklingt: Im Schatten des Ersten Weltkriegs lernen sich Lionel und David, zwei Musikstudenten, in einer verrauchten Bar im ländlichen Maine kennen und werden Freunde. Nach dem Krieg wandern sie im Sommer durch die Wälder New Englands, um Volkslieder zu sammeln, die sie auf Wachszylinder aufnehmen. Aus unerklärlichen Gründen bricht der Kontakt ab. Als Jahrzehnte später eine Frau beim Aufräumen eines Dachbodens die Wachszylinder findet, erklingt ihre Liebe noch einmal aufs Neue.

Ein Leben, eine Liebe, ein Anfang, ein Ende.
Anfangs dachte ich, jeder könnte Töne sehen. Sie haben Gestalt und Fabe: Ein D ist ein wackeliger Kreis, dunkelviolett wie Heidelbeeren.
Ich habe selten ein Buch gelesen, das so fein und dicht geschrieben ist, dass jedem Satz etwas Wichtiges anzuhaften schien. Ein Rat, ein Wunsch oder einfach wunderschöner Klang. Hoffnungen, Träume, verlorene Chancen. All das verwebt Ben Shattuck in dieser wunderschönen Geschichte, die zu Tränen rühren und auch die Augen öffnen kann. Dabei schafft es der Autor, vom Ende zum Anfang einen Bogen zu schlagen, aus gleich drei Leben zu erzählen und doch nie ein Wort zu viel zu verlieren.
Leben und Musik
In dieser Geschichte geht es um Lionel, inzwischen ein alter Mann, der plötzlich ein Päckchen von einer ihm unbekannten Frau erhält. In ihm Zylinder aus Bienenwachs, auf jedem einzelnen von ihnen Volkslieder, welche er damals mit David gesammelt hatten. Und dann beginnt Linoel sich zu erinnern. An einen großartigen Sommer, an eine große Liebe. An Verlust und Trauer und Wut und Vorwürfen und doch so unglaublich viel Glück. Dabei fallen immer wieder so unglaublich schöne, kluge Sätze, die einfach in einem Widerhallen.
Der zweite Teil des Buches dreht sich um die Frau, welche mit ihrem Mann gerade ein Haus gekauft hat und beim Ausmisten eine Kiste mit Wachszylindern findet. Auf einem davon ein Name, den sie aus dem Fernsehen kennt: Lionel. Kurz entschlossen beschließt sie diese Zylinder irgendwie zu dem Mann, welchen sie erst vor kurzem im Fernsehen gesehen hat, zurückzubringen. Dabei erfahren wir nicht nur nach und nach vieles über ihr Leben, ihre Liebe und ihre Opfer, sondern begleiten sie auch dabei, wie sie zum ersten Mal einen Schritt aus ihrer grauen Welt macht und sich fragt: Was möchte ich?

„Die Geschichte des Klangs“ hat kaum mehr als 100 Seiten und doch hat mich die Geschichte mich aufgewühlt, zu Tränen gerührt und mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt. Es geht um Liebe und Verlust und die vielen Gefühle, die zwischen all dem liegen. Und dazwischen immer wieder Musik.


