Titel: Hierarchy #1 – The will of the many | Autor*in: James Islington
| Genre: Fantasy / Sci-fi| Verlag: Adrian & Wimmelbuchverlag | Erscheinungsdatum: 18.3.2025
| Seitenzahl: 944 Seiten | Preis: 24,95 Euro – Hardcover

Ich lasse sie glauben, mein Name sei Vis Telimus. Ich lasse sie glauben, ich sei nach einem tragischen Unfall vor drei Jahren verwaist und nur durch reines Glück an ihrer angesehensten Schule angenommen worden. Ich lasse sie glauben, ich würde nach meinem Abschluss bereitwillig der zivilisierten Gesellschaft beitreten und meinen Willen abgeben, wie es bereits Millionen vor mir getan haben.
Ich lasse sie glauben, ich gehöre dazu – und sie glauben mir.
Doch die Wahrheit ist, ich wurde auf die Akademie geschickt, um Antworten zu finden. Um einen Mord aufzuklären. Um nach einer uralten Waffe zu suchen. Um Geheimnisse zu enthüllen, welche die Republik auseinanderreißen könnten.
Und ich werde meinen Willen niemals an das Imperium abtreten, das meine Familie hingerichtet hat.
Um zu überleben, muss ich in den Rängen der Akademie aufsteigen. Ich muss lächeln, Freundschaften schließen, vorgeben, einer von ihnen zu sein – und gewinnen. Denn wenn ich das nicht schaffe, werden diejenigen, die mich kontrollieren wollen und meinen wahren Namen kennen, keine Verwendung mehr für mich haben.
Und wenn die Hierarchie herausfindet, wer ich wirklich bin, werden sie mich töten.

OMG was für ein Epos!
Letens ist eine seltsame Stadt.
Die Handlung dieser Geschichte zu umschreiben, ist schier unmöglich. Denn es passiert einfach so unglaublich viel! Sei es um Vis, die Politik, die vielen Charaktere mit ihren ganz eigenen Motivationen und Hintergründen oder auch einfach in der ganzen Welt. Wir haben Fraktionen, die bald schon kleinteiliger werden, als man anfangs denkt, Feinde und Freunde, die gerne mal die Seiten wechseln, und dazwischen Vis, der versucht zu überleben und sich dabei selbst irgendwie treu zu bleiben. Doch je tiefer er in die Struktur der Hierarchie abtaucht, je mehr er von allem erfährt, desto schwieriger wird es, wirklich eine Seite zu wählen. Denn hier gibt es kein Gut und Böse. Keine Helden. Sie alle haben Ziele und sie alle sind bereit, alles zu geben, um sie zu erreichen. Selbst töten.
Sei Aufmerksam!
Dieses Buch ist nichts, was man zwischendurch lesen kann. Nichts für hier und da ein paar Seiten. Denn schon zu Beginn beweist es uns seine ungeheure Komplexität, und ich kann euch sagen: Das wird noch besser! Die wahre Opulenz dieser Geschichte, die vielen Fäden und Figuren verweben sich schnell zu einem dichten Teppich, bei dem man, genau wie Vis, Beziehungen, politische und persönliche Motivationen und gefühlt hundert andere Dinge im Kopf behalten muss. Immer wieder bringen Szenen einen dazu, Dynamiken zu hinterfragen und umzusortieren. Freunde können einem genauso schnell in den Rücken fallen, wie Feinde ihre Motive ändern. Aber, und das fand ich so großartig, sie tun es nie ohne Gründe. Ihr Handeln ist immer nachvollziehbar.
So fand ich manche Figuren zu Beginn unerwartet fair, nur um dann gegen Ende schockiert über ihre Kaltblütigkeit zu sein. Ich rechnete andere höher in ihrem Rang und erkannte dann meinen Fehler. Die Motive sind dabei nicht klar und oft genug schlägt einem die Überraschung frontal ins Gesicht. Und auch Vis hat seine eigenen Dämonen zu bekämpfen.
Fantasy oder Sci-fi?
Ja, ich weiß, es wird ja eher in der Fantasy angesiedelt, aber für mich selbst war es einer dieser Titel, der stark zwischen beiden Genres hin und her schwankte und dann doch mehr Sci-fi für mich hatte, als man es in der normalen Fantasy einfach erwartet. Zumindest ging es mir so. Die Grenzen werden hier und da fließend überschritten. Den „Willen“ könnte man mit viel Mühe mit Magie gleichsetzen, doch der oft wissenschaftliche und technische Aspekt des Ganzen, den wir gerade mit Vis an der Academy verinnerlichen, klingt für mich viel mehr nach Sci-fi.

Ich habe selten ein so dickes Buch gelesen, welches es versteht, nicht in Belanglosigkeiten abzudriften, sondern eine so dichte, fesselnde Handlung zu konstruieren, dass ich mich nicht losreißen kann. Die vielen Figuren, Ränge, Beziehungen oder Motivationen sind vielfältig, nachvollziehbar und dicht. Meinungen können sich ändern, Absprachen gebrochen werden oder man schlittert, ohne es zu wissen, plötzlich in eine viel größere Sache. Dieses Buch ist ein Epos, welches mit seiner dichten Welt, und vielen Fäden fesselt. Aber man muss der Geschichte aufmerksam folgen, denn sie besitzt eine Menge Feinheiten und Details, die man im Blick behalten muss.

