Classic Book Time #10 – Madame Butterfly

Titel: Madame Butterfly | Autor*in: Erzählung von John Luther Long / Oper von Giacomo Puccini

BUTTERFLY:
Wer in Euren Landen
’nen Schmetterling erjagt,
Sticht eine Nadel
Durch sein zierliches Leibchen,
Ihn auf ein Brett festzunageln!

PINKERTON:
’s ist schon was Wahres dran,
Und weisst du auch warum?
Damit er nimmer flieh‘!
Du bist gefangen …
Ich fühle dich erbeben …
Sei mein denn!

„Madame Butterfly“ gehört definitiv zu den bekannteren Werken, sei es als Erzählung oder als Oper. Gemein haben sie jedoch eine Sache: Man beginnt vom ersten Moment den verdammten Amerikaner regelrecht zu hassen und ahnt schon nach wenigen seiner absolut egoistischen Sätzen, dass er unserer Butterfly nicht gut tun wird.

In der Geschichte geht es um den amerikanischen Leutnant B. F. Pinkerton, der sich im Grunde aus einer Laune heraus ein Haus und eine Frau in Japan kauft, um so die Zeit, in welcher er dort stationiert ist, zu vertreiben. Ist ja nicht so, als hätte er einfach stricken können oder so. Und dass die besagte junge Frau beim Heiratsvermittler gerade mal 100 Yen – ca. 0,50 Cent – gekostet hat, ist nochmal eine andere Stufe der Herabwürdigung.
Zu allem Unglück glaubt jedoch Madame Butterfly an die wahre Liebe der Verbindung zwischen ihnen und geht sogar so weit, dass sie den amerikanischen Glauben annimmt und damit ihre Familie so sehr beschämt, dass sie diese sogar verbannt. Pinkerton findet das gar nicht so schlimm, erzählt ihr im Grunde, dass sie diese Familie ja nicht braucht und alles bestens wäre.
Ja, das nenne ich mal super einfühlsam. Der Kerl ist bestimmt eine 10 von 10. *würg*
Lange währt das „Glück“ nicht und Pinkerton kehrt nach Japan zurück. Selbstverständlich nicht, ohne Madame Butterfly zu versprechen, zu ihr zurückzukehren, und zwar, sobald die Rotkehlchen das nächste Mal brüten. Das junge, naive Mädchen glaubt ihm natürlich, lässt ihn ziehen und wartet geduldig auf seine Rückkehr. Doch die Rücklagen nehmen über die drei Jahre seines Fernbleibens immer mehr ab …
Natürlich ist sie unglaublich naiv und vielleicht kann man sie auch etwas blöd nennen, aber es zeigt auch, wie verdammt loyal sie ist und dass Pinkerton sie einfach nicht verdient hat. Sie klammert sich so an ihre Liebe, an die große Hoffnung, dass dieser stattliche Amerikaner ihr Leben nur verbessern kann, dass sie seine offensichtlichen Fehler nicht sehen will.


Zu dieser Zeit gehen auch der Konsul und der Heiratsvermittler regelmäßig zu ihr. Der eine, um sie zu einer weiteren Heirat mit einem Adligen von äußerst zweifelhaftem Rufe zu bringen, der andere, um sie feinfühlig darauf vorzubereiten, dass ihr Mann sie hat fallen lassen. Leider will Madame Butterfly allerdings nicht „untreu“ werden und erkundigt sich sogar beim Konsul, ob Rotkehlchen in Amerika vielleicht nicht jedes Jahr brüten.
Tatsächlich fand ich diese Szene auf so viele Arten schlimm.
Außerdem offenbart sie dem Konsul, dass es längst nicht mehr um sie alleine geht. Denn Madame Butterfly hat ein Kind, einen Jungen, den Sohn des Leutnants. Der Konsul verspricht daraufhin Pinkerton einen Brief zu schreiben und ihm dies mitzuteilen.
Wisst ihr, wäre das jetzt ein Disney-Film, könnte man vielleicht darauf hoffen, dass sich alles zum Besseren wendet. Dass Pinkerton die Liebe seiner Frau erkennt oder zumindest genug Arsch in der Hose hat, um sich ihr zumindest zu erklären. Aber Pinkerton ist ein feiges Aas, und das auf so viele Arten, dass es eigentlich schon erschreckend ist.
Der letzte Akt der Geschichte beginnt damit, dass Pinkertons Schiff im Hafen einfährt und Madame Butterfly das natürlich sofort bemerkt und voller Hoffnung wartet. Doch unser „tapferer“ Militärbeamter kommt nicht gleich, sondern wartet, bis Madame Butterfly schläft, um ihre Dienerin, die treue Suzuki, darum zu bitten, ihr seinen Sohn auszuhändigen, und es dann, wenn er auf und davon ist, Madame Butterfly zu erklären, dass es besser so ist. Denn er hat in Amerika erneut geheiratet und seine neue Frau würde sich um das Kind kümmern, als wäre es ihr eigenes. Dass er dabei immer wieder betont, dass er das Elend, das er angerichtet hat, kaum ertragen kann und ihn Madame Butterflys Traurigkeit bis ans Ende seiner Tage verfolgen wird, wird dabei ziemlich untergraben von der Tatsache, dass er ihr dennoch das Kind wegnehmen will. Er hat also gar nichts verstanden!
Was für ein Arschloch ist das bitte? Erstens hat er nicht mal den Mut, das mit der armen Madame Butterfly selbst zu klären, nein, jetzt sind wir auch schon bei Kindesentführung. Und womit erklärt er es? Mit einem: Bei mir geht’s dem Kind besser? Hallo! Der Junge kennt seinen Vater nicht mal!
Leider wird es nur noch schlimmer, denn Madame Butterfly erwacht, trifft auf Pinkerton und dessen Frau und erfährt alles. Sie sagt, er könnte den Jungen haben, aber dafür muss er ihn zu der von ihr angegebenen Uhrzeit abholen. Schließlich schickt sie Suzuki zu dem spielenden Kind und begeht Selbstmord. Denn sie weiß, am Ende würde sie ihr Kind doch an Pinkerton verlieren. Inzwischen hat sie vielleicht auch ihre eigene Machtlosigkeit begriffen, und damit der Junge in Amerika nicht die ganze Zeit um seine zurückgelassene Mutter trauern muss, wählt sie den Tod. Denn nur so, denkt sie, kann er in dem fremden Land wirklich ankommen, denn es gibt ja keine Ketten mehr, die ihn halten.

Ende!

Das Ende der Geschichte ist eine unheimliche Verwirklichung aus einem Teil des Gespräches aus Akt 1, welches ich euch oben angepinnt habe. Denn Pinkerton geht von Anfang an mit dem Gedanken in diese Ehe, dem schönen Schmetterling die Flügel zu brechen, nur damit dieser ihm gehört. Und er hat alle seine Worte wahr gemacht. Durch sein eigenes egoistisches Verhalten, seine Feigheit und den Glauben, dass jeder so handeln würde und sie ihn ja über die Jahre der Trennung sicherlich ebenso ersetzt hat. Und so muss eine loyale, wenn gleich auch naive, Frau ihr Leben lassen, um die blinde Besitzgier eines Mannes zu befriedigen.
Und ja, ich könnte mich noch stundenlang über Pinkerton aufregen!


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Tanja von Der Duft von Büchern und Kaffee
Tanja von Der Duft von Büchern und Kaffee
2 Monate zuvor

Wow! Also das ist ja mal eine krasse Geschichte. Da ist ja eine Handlungsebene schlimmer als die andere. Das arme Kind! So würde jetzt mein Fazit lauten, nachdem ich zuvor immer nur dachte … : Die arme Frau! Krass. Also … heftig. Du siehst, mir fehlen dir Worte o.O :o)))))

Aber zum Cover habe ich Worte: Das ist ja mal wunderschön – totaler Eyecatcher <3

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