Titel: Selection #2 – Die Elite | Autor*in: Kiera Cass
| Genre: Jugendbuch| Verlag: Fischer Sauerländer | Erscheinungsdatum: 23.7.2015
| Seitenzahl: 384 Seiten | Preis: 10,99 Euro Taschenbuch

Von den 35 Mädchen, die um die Gunst von Prinz Maxon und die Krone von Illeá kämpfen, sind mittlerweile nur noch 6 übrig. America ist eine von ihnen, und sie ist hin- und hergerissen: Gehört ihr Herz nicht immer noch ihrer großen Liebe Aspen? Aber warum hat sich dann der charmante, gefühlvolle Prinz hineingeschlichen? America muss die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen. Doch dann kommt es zu einem schrecklichen Vorfall, der alles ändert.

Ja … also … ja
„Es ist einfach so. Wie ein Naturgesetz. Der Himmel ist blau, die Sonne ist hell und Aspen liebt America.“
Der Klappentext beschreibt das Buch im Großen und Ganzen ziemlich gut. Denn ungefähr 70% dürfen wir America bei ihrem verdammten Herumgejammer ertragen, weil sie einfach nicht fähig ist sich zwischen Maxton und Aspen zu entscheiden. Meiner Meinung nach sollte sie ja eher beide in den Wind schießen, aber mich fragt ja keiner. Wobei Aspen noch das geringere „Übel“ wäre. Denn Maxtons Verhalten ist in diesem Teil einfach komplett furchtbar! Denn, oh Überraschung, er hat ein paar sehr interessante Ansichten, gerade was die anderen Anwärterinnen betrifft. So nudeln wir uns gut 100 Seiten durch nicht vorhandene Story und das immer und immer wieder Erbitten von Zeit und Verständnis, bis dann doch mal ein paar Seiten lang etwas passiert. Wer nun aber denkt, hey jetzt geht die Handlung los: Nein. Es sorgt einfach dafür, dass das Aspen-Lager wieder ein bisschen Aufmerksamkeit bekommt.
Große charakterliche Defizite
Wo Band 1 einfach süß war und ich damals echt Spaß damit hatte, tritt Band zwei einfach auf der Stelle. Es kam mir vor, als hätte die Autorin abseits des immer gleichen Beziehungskonstrukts und etwas Mobbing von Seiten der Oberzicke halt wenig bis gar nichts zu bieten. Die Rebellen greifen zwar mal das Schloss an, aber wirkliche Aktion gibt es da nicht. Man bekommt sich anbahnende Twists ziemlich auf dem Silbertablett serviert, und aus vielen davon geht Maxton nicht gerade als glorreich hervor. Und da hilft es auch nicht, zum Ende des Buches so zu tun, als stünde der arme, arme Prinz sehr unter der Knute seines Vaters und leide ganz schlimm. Hätte es dafür mal hier und da gewisse Anzeichen gegeben, wäre das toll gewesen. Tat es nur nicht. So wirkte es einfach viel zu konstruiert. Genau wie Maxtons Gefühle. Ich meine, ja der Moment der einen Aussprache war wirklich süß und alles … wenn er sie danach aber ignoriert und noch mit den anderen Mädchen der Elite mehr als, sagen wir mal, ein freundliches Nicken austauscht und dann noch wütend ist, wenn America darüber sauer ist, fragt man sich halt schon, was mit diesem empathischen Planschbecken nicht stimmt.
Himmel, besorg dir Rückgrat!
Dann haben wir noch America. Wo ich sie im ersten Band echt mochte und sie da auch eine tolle innere Stärke besitzt, beispielsweise als sie bereit war Maxton das Knie zwischen die Beine zu rammen, als sie annahm, er erwarte gewisse Zugeständnisse von den Anwärterinnen, war genial! Auch die langsam aufbauende Freundschaft, die bereit ist, ihm genau ins Gesicht zu sagen, wie sehr die unteren Kasten leiden. Aber was ist bitte mit diesem Mädchen passiert? Anstatt genau auf diese Stärke zu setzen, sie weiter aufzubauen, wird sie eine komplette, zahme Ja-Sagerin, die sich immer wieder für Sachen entschuldigt, bei denen sie einfach recht hat! Maxton benimmt sich scheiße – sie entschuldigt sich. Und als sie zum Ende dann endlich mal einen echten Schritt nach vorne geht, mutig ist und ich schon denke JA! Entschuldigt sie sich kurz darauf, weil sie vielleicht doch dumm gehandelt hat. Nein Mädchen, das nennt sich Rückgrat! Witzig in diesem Zusammenhang übrigens, dass Maxton zwischendrin betont, dass er sich ja ein Mädchen wünscht, das Rückgrat hat und ihm nicht nur nach dem Mund redet. Ich frage mich, ob der Prinz überhaupt bemerkt, dass er ihr das gleichzeitig ziemlich effizient austreibt. Denn von dem starken, direkten Mädchen ist in diesem Buch nichts mehr zu finden. Und dass ihr, die die wirklich schlimmen Dinge kennt, die die Menschen aus den unteren Kasten ertragen müssen, dann kein wohltätiges Projekt einfällt, ist einfach lächerlich.

Selection #2 starte für mich ziemlich schwach und entwickelt sich danach kaum weiter. Die Handlungen des Prinzen sind oftmals einfach nicht nachvollziehbar, die Spannung rund um die Rebellen ist einem bald egal, und falls sie sich in diesem öden Liebesdreieck für einen Wischmopp entscheiden sollte, wäre mir das auch recht. Denn es gibt einfach über 300 Seiten lang keinerlei Entwicklung. Alles zusammen fühlt sich Band 2 leider wie ein laaaaaanger Filler an. Die Frage ist nun natürlich, ob Band 3 diesen Absturz nochmal herausreißen kann.


