Der Schlaf des roten Löwen

Titel: Der Schlaf des roten Löwen | Autor*in: Michael Schwendinger |
Genre: Fantasy | Verlag: ‎ LeeBooks | Erscheinungsdatum: 18.6.2024 |
Seitenzahl: 368 Seiten | Preis: 17,00 Euro Broschur

Nachdem er in seiner Jugend auf tragische Weise dem Tod begegnet ist, hat Jesper sich geschworen: Er will unsterblich sein. Bald darauf erfreut er sich eines schlitzohrigen Daseins als selbsternannter König. Als er einem Alchemisten über den Weg läuft, scheint sein Ziel greifbar nah. Ein zwielichtiger Handel bringt ihn und sein Ein-Mann-Gefolge Dogrim mitten in die Königsburg. Dort wartet nicht nur das Wissen, um den geheimnisvollen Roten Löwen zu erwecken. Sondern auch die ebenso verlockende wie unerreichbare Prinzessin. Hätte die Thronfolgerin nur keine eigenen Pläne mit den Anwerbern um ihre Hand …
Jesper wäre allerdings nicht Jesper, wenn ihm da nichts einfiele.

Nein … einfach Nein …

Die Flammen hatte ihr Gelage beim Stall begonnen, sozusagen als Vorspeise, und leckten zum Hautgang nach dem angrenzenden Haus.

Vielleicht ist es meine eigene Schuld, weil ich weitergelesen habe, obwohl ich schon ab Kapitel 5 in ein Plot Hole von der Größe Amerikas gefallen bin. Und zwar eines, das mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will, inklusive der Bilder die mein Verstand damit anzettelt.

Worum geht es?

Nun, um den „tragischen“ Tod von Jepsers Eltern. Übrigens von ihm mitverschuldet, auch wenn eigentlich die gesammelte Dummheit der ganzen Familie mit reinspielt. Und zwar muss er mit seinem Bruder Ziegenkacke im Stall einsammeln – also wir denken kurz zusammen an Mittelalter und zumindest viel Stroh, Holz und so – und besagter Bruder es witzig findet, mit der Fackel auf Jesper loszugehen. (Was hat eine Fackel eigentlich im Stall zu suchen?)
Ihr ahnt es. WUSCH! BRUTZEL! FAUCH! steht der Stall in Flammen. Und während Jesper die Beine in die Hand nimmt, kluger Junge, scheint sein Bruder diese kluge Idee nicht zu haben. ZACK! Brikett! Das Feuer greift dann also aufs Haus über und der ganze Rest seiner Familie verbrennt. Warum sie das Haus nicht verlassen haben? Nun … bestimmt dachten sie, dass Jesper nen Grund brauchte, warum er losmusste und blieben einfach sitzen, während es anfing verführerisch nach Gebratenem zu riechen.
Was unser Jesper indessen getan hat? Nun, er stand irgendwie die ganze Zeit auf der Wiese und guckte dabei zu, wie seine Familie verbrannte. Und nicht nur, dass diese ganze Szene so verdammt absurd war, nein, es machte den Kerl in meinen Augen auch nicht sympathisch – denn wirklich traurig erschien er mir da jetzt nicht drüber. Himmel, da hätte auch ein Stein das Ganze beobachten können!

Charakterenwickelung

Gibt es nicht. Nun, abgesehen von Jesper, der sich schrecklich klug und toll findet, in meinen Augen aber eher der König der Idioten war. Versteht mich hier nicht falsch. Ich liebe freche Figuren, die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatten und einfach cool waren. Arthie aus A Tempest of Tea wäre hier ein gutes Beispiel. Da merke man, hinter ihr steckt was! Hinter Jesper steckte aber nur viel heiße Luft. Und genau das machte es für mich so wahnsinnig zäh. Diese Abneigung, die ich von Kapitel zu Kapitel gegen diesen Kerl entwickelte, der so viele Leute ins Unglück stürzte, weil er sich selbst viel zu großartig fand und dabei nicht einmal bemerkte, was er da tat. Oder es einfach ignorierte. Da halfen weder die lose und zusammenhanglos eingestreuten Albträume, noch diese knapp erwähnte BDS-Erfahrung mit der Frau des Magistrats. Sowieso wurden stände Kapitelweise Dinge erzählt, die einfach nicht wichtig waren für die Handlung. Stattdessen wird es nachher so verdammt abstruse, dass ich nur mit dem Kopf schüttelte.
Statt einer Handlung gab es also Zufälle aller Art, um die Handlung dann von A nach B zu bekommen. Und zwischendurch war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob Jesper noch wusste, welche Ziele er eigentlich hatte.

Liebesgeschichte

Nein! Nein! Nein!
Bezeichne sie nicht so! Das ist einfach die Spitze dieses Eisbergs. Brrr … Alles beginnt ganz klassisch. Unser lieber Jesper sieht die Prinzessin, verabreicht ihr einen Liebestrank und versucht das Königreich an sich zu reißen. Zwischendurch wird dann noch in einem Halbsatz erwähnt, dass Jesper ja ach soooo charmant ist, und nicht gleich über sie herfällt. Ja, weil sie im Grund unter Drogen zu setzen ja viel besser ist. (Schlafen tut er später trotzdem mit ihr und durch den Liebestrank ist das für mich im Grunde Vergewaltigung. Denn einen freien Willen hat unsere Prinzessin da nicht mehr.)
Aber gut, hätte er seinen Plan umgesetzt und die Gute am Ende gekillt, wäre das für mich okay gewesen. Irgendwie stimmig in der Handlung sozusagen. Aber nein!
Erstens geht die Sache mit dem Liebestrank gründlich schief, wundert das noch jemanden, und Jesper hat plötzlich so einige andere Probleme. Auf kurz oder lang lässt die Wirkung aber nach, im Grunde wegen Gründen, und anstatt dass ihm Konsequenzen drohen … hat sich die Prinzessin plötzlich auch in ihn verliebt? Oder ist doch noch bezaubert? Oder … Gründe …

Ich habe selten so eine ungeheure Abneigung gegen einen Protagonisten aufgebaut, doch Jespers ganze Art fand ich einfach nur furchtbar. Dagegen war sein dauer-besoffener Freund Dogrim richtig lustig. Der war wenigstens wie er eben war.
Doch nicht nur Jesper machte es mir schwer. Auch die ganze Handlung zog sich für mich wie Kaugummi, wurde gewürzt mit unheimlich vielen unwichtigen Details, nur um sich dann in prägenden Szenen keine Zeit zu lassen. Das sorgte leider auch dafür, das der rote Faden und die anfänglichen Fragen immer mehr in Hintertreffen gerieten und mir ab einem bestimmten Punkt egal wurden. Auch Gefühle gingen vollkommen unter und wirklich spannend wurde es nur in einem der letzten Kapiteln, wo ich kurz hoffen durfte, Jepser würde ins Gras beißen.

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Petra Berger
Petra Berger
2 Tage zuvor

Hallo das ist mal eine nette und ehrliche Rezension. Danke, das Buch streiche ich mal von meiner Suchlidte. Viele Grüße Petra

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