Tagebuch eines Killerbots

Titel: Tagebuch eines Killerbots | Autor*in: Martha Wells
| Genre: Sci-fi | Verlag: Heyne | Erscheinungsdatum: 14.10.2019
| Seitenzahl: 576 Seiten | Preis: 16,00 Euro Broschur

In der fernen Zukunft hat sich die Menschheit in der gesamten Galaxis ausgebreitet. Interstellare Megakonzerne haben mithilfe von seelenlosen Kampfrobotern alles unter ihre Kontrolle gebracht. Einer dieser Bots wurde nun ausgemustert und soll ein Team von Wissenschaftlern auf ihren gefĂ€hrlichen Missionen beschĂŒtzen. Also ein denkbar schlechter Zeitpunkt fĂŒr den Bot, um ein eigenes Bewusstsein zu erlangen und ĂŒber die eigene Rolle im Universum nachzudenken 


Absolute Suchtgefahr!

Klar doch, rede mit Killerbot ĂŒber seine GefĂŒhle. Die Vorstellung war so schmerzahft, das ich auf 97 Prozent Effizienz absackte. Da kletterte ich lieber Feind eins wieder ins Maul.

In einer Zeit, in welcher große Konzerne ihren erpresserischen Klammergriff um sĂ€mtliche Bereiche des Lebens geschlungen hatten und Technik auf dem höchsten Niveau existierte, dĂŒrfen natĂŒrlich auch diverse Roboter nicht fehlen. Manche nur mit mechanischen Teilen, manche auch kombiniert mit geklonten menschlichen Bestandteilen. Einer dieser Roboter ist unsere Hauptfigur, eine SecUnit, welche sich selbst Killerbot nennt und anders als ihre Maschinengenossen nicht mehr dem Chefmodul und seinen Bestrafungen unterworfen ist. Und eigentlich hĂ€tte ihn das Amoklaufen lassen mĂŒssen, immerhin hat er jetzt keine so große Meinung von den meisten Menschen, doch er hat etwas viel Besseres entdeckt als ein Massaker.
Unterhaltungsmedien!
Und so mogelt er sich durch seinen Job, tut weiter, als wĂ€re er eine brave kleine SecUnit, und rettet seinen menschlichen Klienten öfter den Arsch, als man zĂ€hlen kann, wĂ€hrend er sich ein paar hundert Folgen seiner Lieblingsserie reinzieht. Und alles hĂ€tte so schön weiterlaufen können, wenn seine neuen Klienten nicht plötzlich bemerkt hĂ€tten, dass er sich sonderbar verhielt …

Sarkasmuss, Technik und Aktion!

Ich bin absolut verliebt und sĂŒchtig! Diese geniale Mischung aus Technik, Killerbots sarkastischen Kommentaren, seiner manchmal unsicheren Art und klasse beschriebenen, schnellen KĂ€mpfen, in welchen Knochen gebrochen oder auch mal Eingeweide ĂŒber den Boden verteilt werden, hat es mir einfach angetan. Dabei merkt man schnell: Auch wenn gut vertreten, so ist die Aktion nicht das vordergrĂŒndige Element. Es geht um unseren Killerbot und seinen Weg, mit seiner neu entdeckten Freiheit klarzukommen und Reverenzen fĂŒr diese ganzen neuen „GefĂŒhle“ zu bekommen, die er da in seinen organischen Teilen spĂŒrt. Dabei muss er sich oft erstmal daran gewöhnen, dass ihm plötzlich Dinge freistehen, die ihm zuvor verwehrt blieben. Doch eigene Entscheidungen können auch Schattenseiten haben.
Aber auch Politik, zwischenmenschliche Elemente und natĂŒrlich die Struktur der KonzernmĂ€chte spielen eine entscheidende Rolle.
Auch philosophisch hat dieses Buch einiges zu bieten. Wie sollte man mit Maschinen umgehen, die ein Bewusstsein haben? Ist es okay, so etwas in eine sklavenartige Existenz zu zwingen? Und wer ist verantwortlich, wenn solche Bots Menschen verletzen? Oder auch andersherum? Ab wann kann man etwas nicht mehr als bloße „Sache“ abstempeln? Was bedeutet freier Wille? Was ist ein eigenes Bewusstsein?
Gemeinsam mit Murderbot beginnen wir, Teile dieser Fragen zu beantworten und uns so dabei eine ganz eigene Meinung zu bilde

Vier gleich eins

Das Buch ist in vier Teile geteilt und jedes liest sich auf den ersten Blick wie eine eigenstĂ€ndige Geschichte. Ein bisschen so, als wĂŒrde man vier dĂŒnnere BĂŒcher lesen. Doch was auf den ersten Blick so erscheint, beginnt sich bald immer mehr zu verweben, und man sieht, dass Killerbot hier fĂŒr sich neue Wege entdeckt, eigene Antworten sucht und sich hier auch gerade charakterlich wahnsinnig weiterentwickelt. Dabei trifft er auf unerwartete Freunde wie einen Forschungsfrachter, welchen er kurzerhand FiFo – steht fĂŒr Fieses Forschungsschiff – tauft und sich eine vorsichtige Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Und ich liebte die Dynamik zwischen den beiden. Nicht nur, weil sie beide absolute Serienjunkies waren, sondern sich auch gegenseitig stĂŒtzten. Definitiv einer meiner Lieblingsteile im Buch.

Ich hĂ€tte es besser wissen mĂŒssen

HĂ€tte ich wirklich. Es gibt nĂ€mlich eine neue Serie zu dieser Buchreihe. Ihr könnt sie unter dem Titel „Murderbot“ finden und dann einen ganz, ganz großen Bogen um diese Billigproduktion machen. Und Billigproduktion ist im Grunde noch ein echtes Kompliment fĂŒr diesen verfilmten MĂŒll! Und ja, ich bin sauer! So sauer, dass ich aktuell meine armen Kollegen mit meinen Beschwerden darĂŒber unterhalte.
Aber was ist denn so schlecht daran? Kurz gesagt: ALLES! Schon in den ersten 5 Minuten wollte ich meinen Kopf gegen eine harte OberflĂ€che schlagen, weil sie dort schon einen kompletten MĂŒll aus der Mini-Zusammenfassung bezĂŒglich der Bergbaustation Milo und Killerbots hack des Chefmoduls veranstaltet haben. Ist denen nicht aufgefallen, dass ihr konstruierter Zeitstrahl absolut unrealistisch war?
Dann ging es weiter mit der Forschungsgruppe rund um Doktor Mensah. Im Buch waren sie einfach cool, professionell, klug und ja, auch witzig. Im Film haben sie eine irre Hippi-Gruppe daraus gemacht, und Mensa, die jede noch so gefĂ€hrliche Situation gefasst und fest durchgestanden hat, wurde komplett als hilfloses Frauchen hingestellt, die nach einem Mini-Nahtoderlebnis eines ihrer Kameraden eine Panikattacke nach der anderen schob. Dazu kam Gurathin, der im Buch durchaus Skepsis gegenĂŒber Killerbot hat, aber es nie so weit geht, dass er einem wirklich unsympathisch wird. Ganz anders in der Serie, wo er absolut schmierig und furchtbar rĂŒberkommt. Von dem komischen „GesprĂ€ch“ zwischen ihm und Killerbot mal ganz abgesehen. Und ich kann mich auch an keine Szene im Buch erinnern, wo er plötzlich an Mensahs BettwĂ€sche geschnĂŒffelt hat, wie ein Perverser… Warum tut man sowas?
Und wo wir schon mal bei unerwiderten GefĂŒhlen waren. Es gibt ein total sĂŒĂŸes lesbisches PĂ€rchen im Buch und das bleibt im Buch auch so. In der Serie machen sie plötzlich eine 3er-Ehe mit Ratthi draus. Sowieso lebt das Buch eigentlich gerade durch Killerbots Gedanken, sein Hantieren mit dem Feed und anderen Programmen und das Beobachten seiner Mannschaft. Sarkastischer Kommentar inklusive. Das wird auch in der Serie komplett nach hinten gestellt und unser Bot verkommt von Folge zu Folge immer mehr zur Nebenfigur. Und das waren nur einige der Dinge, die mich an der Serie so ankotzen!

Dieses Buch ist ein absolutes Erlebnis. Tiefgreifend, aktionreich, voller toller Figuren und mit einer Menge Humor versehen, welcher gerade durch Killerbots herrliche Gedanken oder auch sein Hin und Her mit Fifo fĂŒr einen Schmunzler sorgen. Die Mischung ist einfach perfekt, macht sĂŒchtig, und noch ehe man es sich versieht, frisst man sich förmlich durch die Seiten. Und man will mehr! Und zwar sofort! Was vielleicht ein Grund ist, warum ich hier direkt im Anschluss Band 2 begonnen habe. Gut, dass es schon 4 BĂ€nde davon gibt. 😉

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Aleshanee
Aleshanee
3 Monate zuvor

Guten Morgen Ruby!

Manchmal ist es echt witzig: Vor einigen Wochen hat mich mein Bruder auf das Buch aufmerksam gemacht. Er hat es gerade gelesen und war sehr begeistert! Dann hab ich gesehen dass es eine Serie dazu gibt und schließlich taucht hier deine Rezension dazu auf xD
Das Buch ist schon auf dem Weg zu mir, aber die Serie scheine ich dann wohl abhaken zu mĂŒssen. Schade, dass sie da schon wieder so viele Änderungen vorgenommen haben, dass es die ganze Geschichte vermurkst :/

Aber das Àndert ja nix am Buch und ich bin schon sehr gespannt und freu mich drauf!

Liebste GrĂŒĂŸe, Aleshanee

Aleshanee
Aleshanee
Reply to  Rubynia
2 Monate zuvor

Ein bisschen wird es schon noch dauern, bis ich es lese – es stehen bei mir grade einfach zu viele andere Reihen an 😉 Aber die Vorfreude steigt definitiv!

Deine Rezension hab ich auch gerne in meiner Stöberrunde verlinkt!

Ich wĂŒnsch dir ein wunderschönes Wochenende!

Nicole
Nicole
2 Monate zuvor

Hallo Ruby,

das klingt ja mal ungewöhnlich und ich schaue es mir gleich nÀher an.

Liebe GrĂŒĂŸe
Nicole

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