Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

Titel: Die Tage in der Buchhandlung Morisaki | Autor*in: Satoshi Yagisawa |
Genre: Roman| Verlag: ‎ Suhrkamp | Erscheinungsdatum: 17.4.2023 |
Seitenzahl: 189 Seiten | Preis: 18,00 Euro Hardcover

Die 25-jährige Takako hat einen Job, eine Wohnung in Tokio und einen festen Freund. Als dieser ihr eines Abends freudig eröffnet, er werde heiraten – und zwar eine andere –, fällt sie aus allen Wolken. Vor Kummer verkriecht sie sich und kündigt ihren Job. Als ihr Onkel ihr anbietet, eine Zeitlang in seinem Antiquariat im berühmten »Bücherviertel« Tokios, Jimbōchō, auszuhelfen und dort auch unterzukommen, findet sie das zwar zunächst alles andere als reizvoll, willigt aber ein. Doch in dem kleinen Zimmer über dem Laden, inmitten von Büchern, entdeckt sie ihre Leidenschaft fürs Lesen – und schöpft allmählich wieder neue Kraft.

Manchmal ist es ein Buch, das uns ins Leben zurückführt.

Ich bewohnte das ungenutzte Zimmer im ersten Stock, umzingelt von Büchern. Es war dunkel, eng
und vom Geruch gebrauchter Bücher erfüllt. Trotzdem habe ich diese Zeit nicht eine Sekunde
vergessen. Warum? Weil sich dort mein Leben verändert hat.
Wenn es diese Zeit nicht gegeben hätte, wäre mein Leben jetzt eintönig grau.
Deshalb werde ich es nie vergessen. Das Antiquariat Morisaki.
Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen.

Binnen eines Moments bricht Takakos Welt zusammen, als ihr langjähriger Freund bei einem netten Restaurantbesuch verkündet, dass er heiratet. Nur nicht sie, denn sie ist lediglich eine Affäre. Von jetzt auf gleich ist alles anders. Sie kann nicht mehr essen, nicht mehr zur Arbeit gehen und kündigt schließlich, um das einzige zu tun, was sie von diesem Schmerz ablenkt. Schlafen. Doch dann bekommt sie plötzlich einen Anruf von ihrem Onkel, mit dem sie schon jahrelang keinen wirklichen Kontakt hatte. Er bietet ihr an, in seinem Antiquariat auszuhelfen, bei ihm zu wohnen, immerhin weiß er, dass sie ihren Job gekündigt hat und früher oder später Geldprobleme bekommen würde. Doch was für Takako anfangs wie ein notwendiges Übel erscheint, entwickelt bald ein Eigenleben . . .

Das Antiquariat Morisaki liegt einsam und verlassen in einer Ecke des quirligen Antiquariatsviertels. Es ist klein, alt, und macht nicht besonders viel her. Viele Kunden hat es auch nicht. Das Sortiment ist so klein und speziell, dass man sich schon dafür interessieren muss. Aber es gibt auch Menschen, die es lieben.

Es war das Cover, welches mich zu diesem Buch geführt hat. Es ist farbenfroh, ohne knallig zu wirken, und stimmig. Dazu die tolle Haptik und so hatte es mich gefangen, noch ehe ich überhaupt ein Wort des Klappentextes gelesen hatte. Und nun bin ich verzaubert und begeistert, denn in diesem Buch steckt so viel Liebe zu Geschichten, ihrer ganz eigenen Macht und Magie und dem Wissen, dass doch wir alle Leser haben, dass Bücher ein Heilmittel sein können.
So geht es auch Takako und ich konnte ihre Ohnmacht und ihren Schmerz fast greifen. Sie schwankte zwischen dem Gefühl benutzt worden zu sein und dem, dass sie vielleicht auch naiv war. Dieses Suchen nach Fehlern, mehr bei sich selbst, frisst sie regelrecht auf, bis ihr Körper in eine Art Selbstschutz verfällt und sie nur noch müde ist. Schlafen scheint der einzige Ausweg. Doch dann greift sie, wenngleich eher aus Langeweile, zu einem der alten Bücher im Antiquariat und ist im nächsten Moment gefangen. Zwischen Wörtern, einer Geschichte und Gefühlen, die sie dachte, längst begraben zu haben.

Ein Buch öffnet Welten

Takakos aufkommende Begeisterung für Bücher lockt sie aber nicht nur aus ihrer Lethargie hervor, sondern plötzlich beginnt sie auch ihren Onkel besser zu verstehen. Man spürt, wie ihre Beziehung wieder enger wird und dass er seinen ganz eigenen Grund dafür hat, warum er Takako nie aus seinem Leben gestrichen hat, obwohl sie es getan hat. Denn das ist das besondere an diesem Buch, alle Figuren haben eine Geschichte, die man nach und nach zu greifen bekommt. So wie die um ihren Onkel und dessen verschwundene Ehefrau, aber auch um so manchen seltsamen Kunden im Laden. Die Geschichte greift toll ineinander und der rote Faden, rund um das Antiquariat bleibt dennoch bestehen.

Gefühle

Für mich hatte dieses Buch alles. Eine geradezu überwältigende Mischung an Gefühlen, die zwischen den wenigen Seiten auf mich lauerten, mich mitrissen und am Ende so unglaublich zufrieden zurückließen. Wenngleich etwas wehmütig, weil es vorbei war. Dazu die vielen Literaturverweise auf japanische Autoren und Bücher, die wohl großteils nicht ihren Weg zu uns gefunden haben, gerade weil es oftmals schon alte Meister sind.
Es gibt schmerzhafte Geheimnisse, tragische Hoffnungen, den ein oder anderen lustigen Moment und zwischen allem der Zauber der Bücher, der Menschen verbindet, verändert und ihnen zeigt, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist.

Man kann dieses Buch schlecht in Worte fassen, denn von der Handlung her ist es doch eher ruhig und bedächtig. Doch dazwischen, all die Gefühle, die Beobachtungen, einfach die ganzen Figuren, passiert so viel, dass es so leicht ist, sich zwischen den Seiten zu verlieren. Dieses Buch ist ein Liebesbrief an die Macht der Bücher und an das, was sie in uns auslösen.

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